Fragen und Antworten: Endlich haben sich Lokführer und Bahn geeinigt – was ist ihr Deal?
Nach monatelangem Tarifstreit haben Bahn und Lokführergewerkschaft eine Lösung gefunden – sechs Streikwellen mussten Reisende überstehen. Was ist aus den Forderungen der GDL geworden?
Erhalten die Lokführer den geforderten vollen Lohn für 35 Arbeitsstunden pro Woche?
Sie war eine der wichtigsten Forderungen der Logführergewerkschaft: Die 35-Stunden-Woche für alle Beschäftigten im Schichtdienst bei vollem Lohnausgleich. Mehrfach rief die Gewerkschaft in der Tarifrunde zu teils tagelangen Streiks auf, um sie zu untermauern. Mit Erfolg. Ab dem Jahr 2029 gibt es den vollen Lohn für 35 Arbeitswochenstunden. Wer freiwillig mehr arbeiten möchte, kann das tun und bekommt dafür pro zusätzlicher Wochenstunde 2,7 Prozent mehr Lohn. Reportage Lokführer
Vereinbart wurde ein Optionsmodell: Die "Referenzarbeitszeit" sinkt demnach 2026 auf 37 Stunden pro Woche, 2027 auf 36 Stunden und 2028 auf 35,5 Stunden. Im Jahr 2025 werden die Beschäftigten gefragt, ob sie ab folgendem Januar 37 Stunden oder mehr arbeiten wollen; wer nicht antwortet, geht automatisch auf 37 Stunden. In den nachfolgenden Jahren ist es andersherum: Wer sich nicht meldet, bleibt bei der höheren Wochenstundenzahl, erhält aber auch entsprechend mehr Geld.
Welchen Forderungen wird noch entsprochen?
Die Tarifpartner einigten sich auf eine Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro, die in zwei Tranchen ausgezahlt wird, sowie auf eine Lohnerhöhung um insgesamt 420 Euro pro Monat in zwei Schritten – eine in diesem und eine im kommenden Jahr. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 26 Monate rückwirkend ab dem 1. November 2023. Außerdem wurde die maximale Länge der Arbeitsphasen von bisher 144 Stunden auf 120 Stunden begrenzt, heißt: Die Lokführer haben ab 1. Januar 2025 eine Fünf-Tage-Woche.
PAID STERN 2019_51 Höchste Eisenbahn 08.46
Müssen Reisende mit weiteren Streiks rechnen?
Bahnkundinnen und -kunden können sich zumindest für das laufende Jahr auf einen streikfreien Bahnverkehr einstellen. Erst Ende März des kommenden Jahres endet die Friedenspflicht mit einer weiteren Arbeitnehmervertretung bei der Bahn, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Der Tarifvertrag der GDL läuft hingegen bis Ende des Jahres 2025, die Arbeitszeitregelungen laufen bis Ende 2028. Nach dem Auslaufen der Verträge haben Bahn und GDL eine erste zweimonatige Verhandlungsphase vereinbart, in der ebenfalls die Friedenspflicht gilt. Bis Ende Februar 2026 sind somit keine GDL-Arbeitskämpfe möglich.