Landgericht: Schüsse auf Shisha-Bar: Entscheidung über Haftstrafen
Die Schüsse fallen am Morgen, sie werden aus einem Auto heraus abgefeuert und schlagen in einer Bar ein. Zwei Männer sollen dafür verurteilt werden. Nicht das letzte Urteil im Stuttgarter Bandenkrieg.
Nach Schüssen auf eine Shisha-Bar in Plochingen im vergangenen Jahr soll der Prozess gegen zwei mutmaßliche Bandenmitglieder aus dem Raum Stuttgart zum Ende kommen. Nach dem letzten Wort der beiden angeklagten 23-Jährigen will das Landgericht am Donnerstag (11.00 Uhr) im Stammheimer Hochsicherheitssaal die Urteile sprechen. Die Staatsanwaltschaft hat achteinhalb Jahre Haft für den mutmaßlichen Schützen gefordert, sein Anwalt plädierte auf eine Freiheitsstrafe "um die fünf Jahre". Die Schüsse seien ein Racheakt gegen eine rivalisierende Gang gewesen, den der Angeklagte aus falsch verstandener Loyalität ausgeübt habe, argumentierte er.
Die Tat soll Teil des seit Sommer 2022 tobenden Bandenkriegs im Raum Stuttgart sein. Der Hauptangeklagte hatte im Prozess eingeräumt, Anfang April vergangenen Jahres aus einem Auto heraus sechsmal auf das Lokal geschossen zu haben. Sein mutmaßlicher Komplize fuhr dabei nach eigenen Angaben das Auto. Er soll nach Überzeugung der Anklagevertretung für sieben Jahre und drei Monate in Haft, seine Anwälte forderten eine Freiheitsstrafe von drei Jahren.
Bei der Tat hatte ein Streifschuss den Wirt der Bar leicht verletzt, zwei weitere Gäste kamen mit dem Schrecken davon. Die beiden Männer sind wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.
Bei der Fehde der beiden Gruppen ist wiederholt auch auf Menschen geschossen worden. Vorfälle gab es unter anderem in Stuttgart-Zuffenhausen, in Asperg im Kreis Ludwigsburg und in Eislingen im Kreis Göppingen. Bislang wurden nach Angaben des Landeskriminalamtes 57 Männer verhaftet.
Die nach den Plochinger Schüssen angeklagten 23 Jahre alten Männer - ein Grieche und ein Türke - sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft mutmaßlich der Zuffenhausener Gruppe angehören. Die Bar wird hingegen nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Gästen besucht, die der Esslinger Gruppe nahestehen.
Der Prozess zu den Schüssen in Plochingen ist nicht das einzige laufende Verfahren in diesem Zusammenhang vor dem Landgericht. In zwei weiteren Prozessen haben sich Kammern mit dem bisherigen Höhepunkt der Fehde auseinandergesetzt, dem Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach bei Esslingen am 9. Juni. In einem Verfahren wurde der geständige Granatenwerfer am Mittwoch zu zwölf Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt.
In einem weiteren Prozess sitzt eine Gruppe von fünf Besuchern der Bestattung auf der Anklagebank der Jugendkammer, ihnen wird versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Sie sollen den mutmaßlichen Granatenwerfer auf seiner Flucht gefasst, verprügelt und lebensgefährlich verletzt haben. Mehrere weitere Prozesse in dieser Sache werden derzeit vorbereitet.