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Март
2024

Falsche Zahlen: Weselsky gibt "Denkfehler" zu – Bahn-Angebot war besser als behauptet

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Falsche Zahlen: Weselsky gibt

Verliert Claus Weselsky im Tarifstreit den Überblick? Die Bahn wollte den Lokführern beim Streitpunkt Arbeitszeit weiter entgegen kommen als vom GDL-Chef behauptet, wie der Gewerkschaftsboss nun zugeben musste. Gestreikt wird trotzdem. 

Im Tarifstreit mit der Bahn hat GDL-Chef Claus Weselsky den neuerlichen Streik mit falschen Zahlen begründet. Wie am Dienstag bekannt wurde, war das letzte Bahn-Angebot besser als vom Gewerkschaftschef zuvor dargestellt. Weselsky räumte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" ein, ihm sei bei der Pressekonferenz am Montag ein "Denkfehler" unterlaufen. An der Ablehnung des Angebots ändere das nichts, gestreikt wird trotzdem. Der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr steht von Donnerstagfrüh bis Freitagmittag weitgehend still.

Weselskys Denkfehler ist insofern bemerkenswert, als er die Kernforderung der Lokführer nach einer geringeren Arbeitszeit von 35 Stunden betrifft. Der GDL-Vorsitzende hatte am Montag gesagt, der Vorschlag der Vermittler habe lediglich eine Senkung von 38 auf 37 Stunden bei vollem Lohnausgleich vorgesehen. Eine weitere halbe Stunde Senkung wäre demnach im Rahmen eines bestehenden Arbeitszeit-Wahlmodells bei der Deutschen Bahn möglich gewesen. Die Bahn hatte diese Darstellung zurückgewiesen. Bahnstreik Service11:41

Bahn wollte 36-Stunden-Woche akzeptieren

Die beiden Vermittler im Bahnstreit, der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (beide CDU), sahen sich daher am Dienstag zu einer Klarstellung genötigt. Der Einigungsvorschlag der Moderatoren sah nämlich eine stärkere Arbeitszeitreduzierung vor. Die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter sollte diesem Vorschlag zufolge in zwei Stufen von derzeit 38 auf 36 Stunden gesenkt werden bei vollem Lohnausgleich. Um die erste Stunde sollte zum 1. Januar 2026 reduziert werden, um die zweite zum 1. Januar 2028. 

Das geht aus einem Schreiben der Vermittler an die beiden Tarifparteien hervor, das sie am Dienstag veröffentlicht haben. "Aufgrund von unterschiedlichen Interpretationen zu dem von uns als Moderatoren gemachten Vorschlag für den weiteren Fortgang der Gespräche zwischen Bahn und GDL veröffentlichen wir diesen zur Klarstellung", teilten de Maizière und Günther am Dienstag mit. "Mit diesem Vorschlag wollten wir eine Einigung in diesem Tarifkonflikt erreichen."

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) fordert in dem Tarifstreit unter anderem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen. Der Kompromissvorschlag von 36 Stunden kommt dem schon sehr nahe, wenn auch erst im Jahr 2028. Die Bahn hatte dem Vorschlag eigenen Angaben zufolge zugestimmt. Die GDL nicht, weshalb die Verhandlungen vergangene Woche ohne Einigung scheiterten.