Kommentar zum Schiedsrichter-Fehler: Was jetzt passieren muss
Der Tag danach. Das Entsetzen über eine historische, weil so und zu dem Zeitpunkt noch nie da gewesene Szene und Fehlentscheidung ist noch da. Aber vor allem muss auch erstmal gesagt werden: Fehler passieren, auch bei Schiedsrichtern. Auch bei einem eigentlich guten Schiedsrichter wie Jesús Gil Manzano, der schonmal drei Elfmeter gegen Real pfiff in Valencia, darunter einer falsch (Marcelo gegen Maxi Gómez). Fehler passieren, aber die Art und Weise lässt das Entsetzen eben in Fassungslosigkeit überkochen. Denn nicht nur drehte der Schiedsrichter während er Brahim Díaz‘ Flanke sah süffisant ab, er zeigte auch null Einsicht oder ein anderweitiges Verhalten, dass seine nicht nur unglückliche, sondern auch fatale Fehlentscheidung etwas beschönigen könnte. Es wirkt fast etwas, als hätte er es drauf angelegt. Vielleicht als Genugtuung für die – meiner Meinung nach viel zu einseitigen und daher peinlichen – Schiedsrichter-Zusammenfassungen von Realmadrid TV? Spekulativ.
Der Fehler ist passiert (selbst Hugo Duro befand: „Ich verstehe Real Madrid. Entweder pfeifst du vor der Flanke oder danach.“), Fehler werden weiter passieren. Für mich handelt es sich hierbei gemeinsam mit Almerías nicht gegebenen Siegtreffer in Girona (stattdessen gewann Girona mit 1:0) um den Fehler und Aufreger der Saison. Ja, Real hatte auch schon Glück bei strittigen Entscheidungen, sei es gegen Almería oder in Leipzig. Aber klare Fehlentscheidungen waren vor allem die anderen beiden. Man könnte aus Madridista-Sicht auch noch den zu früh abgepfiffenen „Vorteil“ von Ricardo de Burgos Bengoetxea in Sevilla erwähnen, weswegen Reals Führungstor nicht zählte, und man so nur 1:1 spielte. Der damalige Referee entschuldigte sich immerhin noch für seinen Fehler, eine derartige Selbstreflexion ließ Gil Manzano gänzlich vermissen.
Genauso wie ein Gefühl für Sprache und Szene. Denn der eine Fehler – eine ausgeführte Flanke darf man nicht abpfeifen – ist nicht korrigierbar. Abpfiff ist Abpfiff. Aber der andere Fehler war dann, dass er sich von Jude Bellingham beleidigt fühlte. Es war laut. Es war hektisch. Und nicht jeder Spanier – scheinbar auch nicht international pfeifende Schiedsrichter – kennt sich bestens mit Englisch aus, da könnte er verstanden haben, dass das „fucking“ ihm gegolten habe. Fakt ist aber, dass es keine Beleidigung war, sondern einfach ein Ausdruck für das Tor, für das „fucking goal“.
Also. Alles, was ich jetzt fordere, ist nicht bloß eine Entschuldigung des Schiedsrichters – Fehler passieren, auch Real hat schon profitiert von Fehlentscheidungen – sondern, dass das korrigiert wird, was korrigiert werden kann. Der 3:2-Siegtreffer ist verloren. Aber die Rote Karte darf so nicht stehen bleiben. So wie beim letzten Mal in Valencia, als der mal wieder bemitleidenswert agierende und sichtlich überforderte De Burgos Bengoetxea in einer hektischen Szene nur Vinícius Júnior die Rote Karte zeigte, dabei war der Brasilianer vor seiner Befreiungsbewegung gewürgt worden. Vinícius ging vom Platz, der Fehler war passiert, wurde aber danach korrigiert und die Karte gänzlich gestrichen. Nichts anderes darf jetzt nach einem erneuten Skandal im Mestalla – dem für viele Madridistas jährlich schlimmsten Auswärtsspiel – passieren.
Bellinghams Sperre streichen, das ist das Mindeste (sofern Real diese anfechtet, wovon auszugehen ist). Und realistischer, als eine Entschuldigung oder sonstige Konsequenzen wie Sperre für den Schiedsrichter, der eben nicht nur einen Fehler machte – mal davon abgesehen, dass noch über eine halbe Minute der Nachspielzeit gefehlt hat –, sondern mit seiner arroganten, uneinsichtigen Art für frischen Wind in die Segel der hetzenden Videos von Realmadrid TV sorgte. Was bleibt, ist mal wieder ein großer Skandal für den spanischen Fußball. Wie schon bei Girona-Almería oder wie beispielsweise auch bei Valladolid-Sevilla im vergangenen Mai, als ein Tor des späteren Absteigers parallel zum Halbzeitpfiff abgepfiffen wurde. Auch das sorgte für große Aufregung, interessierte nur nicht die große Masse wie jetzt, wenn es einen der beiden Top-Klubs trifft. Aber Fehler passieren, der spanische Verband RFEF und LaLiga sollten jetzt so viel Schadensbegrenzung wie möglich tätigen. Mit dem Streichen von Bellinghams Roter wäre, wie bei Vinícius vor einem Jahr, wieder etwas Druck runter vom Kessel. Bis zum nächsten Skandal, egal bei welchem Spiel…
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