Stimmen zur Cannabis-Legalisierung: "Haben wir nicht schon genug Süchtige?"
Cannabis zu legalisieren stand lange auf dem Zettel der Bundesregierung: Nun ging das Gesetz durch den Bundestag. Doch wie stehen die Menschen zur Legalisierung der Droge? Es ist ein Erfolg für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis hat den Bundestag passiert. In einem Pro und Kontra argumentieren zwei t-online-Redakteure das Für und Wider dieser Entscheidung; Sie können das Streitgespräch hier lesen. Das seit Jahren diskutierte Thema spaltet auch die t-online-Leserschaft. Die einen halten die Entkriminalisierung für sinnvoll, die anderen sehen darin eine Gefahr für die Gesellschaft. Eine Auswahl von Lesermeinungen: "Vielleicht rauche ich dann mal wieder" "Ich bin sehr dafür, dass Cannabis legalisiert wird", offenbart Andre Voß . "Ja, es ist und bleibt eine Droge – genauso wie der Alkohol. Ich bin aber der Meinung, dass das nicht unbedingt ein Weg in die Abhängigkeit ist. Da kommt es auch immer auf die private Umgebung und den persönlichen Umstand an. Wenn ich von vornherein sehr beeinflussbar bin, dann ist der Weg in die Abhängigkeit von Drogen sehr leicht. Das gilt aber auch für Alkohol." Der t-online-Leser gesteht, früher sehr viel Cannabis und Alkohol konsumiert zu haben. Abhängig wurde er jedoch nie, sein Umfeld bezeichnet Andre Voß als sehr stabil. "Heute würde ich nichts mehr beim Dealer kaufen. Wer weiß, mit was das Zeug heutzutage gestreckt ist. Wenn Cannabis legalisiert wird und der Anbau sowie der Verkauf kontrolliert werden, gibt es hoffentlich wieder reineren Stoff. Vielleicht rauche ich dann auch mal wieder die eine oder andere Tüte." "Haben wir nicht schon genug Süchtige?" Irene Wagner ist mit der Entscheidung unzufrieden: "Auf keinen Fall hätte Cannabis legalisiert werden sollen. Haben wir nicht schon genug arme und kranke Süchtige? Die Freigabe würde Süchte nur noch verstärken. Wann wachen unsere Politiker endlich auf und erkennen das?" "Ich befürworte die Freigabe beziehungsweise Legalisierung von Cannabis auf ganzer Linie und freue mich über die progressive Herangehensweise von Karl Lauterbach", schreibt dagegen Victor Brauer . "Jeder, der das Argument Jugendschutz hervorbringt, sollte sich im Klaren darüber sein, dass eine Prohibition beziehungsweise Kriminalisierung immer nur zu einem Ergebnis führte: nämlich, dass die Substanzen noch gefährlicher wurden." Das Gesetz ermächtige Konsumenten, Cannabis frei von schädlichen Zusatzstoffen anzubauen, was ihrer Gesundheit zuträglich sei und sie unabhängig vom Schwarzmarkt mache, glaubt er. "Ich kenne niemanden aus meinem Umfeld, der noch nicht gekifft hat. Einige kiffen täglich und haben ihr Leben nicht nur im Griff, sondern sind erfolgreich in ihrem Job und leben ein normales Leben wie andere auch", sagt Victor Brauer. "Wer Cannabis verharmlost, ist falsch gewickelt" Alexander Groth vertritt eine andere Meinung: "Als Militärpolizist hatte ich mit dieser Droge einiges zu tun. Wer sie verharmlost, ist falsch gewickelt. Es ist eine klassische Einsteigerdroge. Ich habe über längere Zeit live gesehen, was sie aus Menschen machen kann. Diejenigen, die das Rauschmittel im Griff haben und damit verantwortungsvoll umgehen können, kann man nur beglückwünschen. Leider ist das nur bei wenigen der Fall." Gerade bei Jugendlichen sehe der t-online-Leser eine sehr große Gefahr. "Meiner Einschätzung nach wird es für sie viel leichter sein, an Stoff zu kommen. Ich befürchte, dass ihre Hemmschwelle deutlich sinken und der Griff zum Joint in einem immer jüngeren Alter stattfinden wird. Es ist ein schmaler Grat zwischen 'ab und zu mal Spaß haben' und 'nicht mehr ohne auskommen'." Astrid Geskes freut sich über die Entscheidung des Bundestages. "Alkohol ist erwiesenermaßen deutlich gefährlicher als reines Cannabis. Es ist einfach nicht richtig, Millionen von Menschen, die Cannabis Alkohol vorziehen, ungleich zu behandeln. Es muss einfach Schluss sein mit der Bevorzugung der Bedürfnisse konservativer Alkoholtrinker, die der Meinung sind, nur ihre Droge wäre rechtens." "Wie kann man das zulassen?" "Wie kann man eine weitere Droge neben Alkohol zulassen und glauben, die Jugend damit zu schützen und die Kriminalität der Drogenclans zu minimieren?", fragt t-online-Leser Jochen Peter Ihle . "Das ganze Gegenteil wird eintreten. Es werden nach Cannabis härtere Drogen konsumiert werden, Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss werden sich häufen und die Kriminalität weiter steigen", glaubt Ihle. "Wir haben in unserem Bekanntenkreis den Verfall und Tod eines Drogenabhängigen erlebt. Es kann nur eines geben: Cannabis und andere Drogen verbieten."