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Февраль
2024

"Bitte nicht verwenden": Das Lastenrad-Fiasko: Babboe schiebt seinen Kunden den Schwarzen Peter zu

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Lastenräder von Babboe sind unheimlich beliebt. Nun empfiehlt die Firma, ihre teuren Bikes nicht mehr zu fahren. Ein Debakel für alle Beteiligten − vor allem für die Kunden.

So ein Lastenfahrrad ist ein nützliches Ding. Sogar so nützlich, dass manche Familien ihren kompletten Alltag darauf ausrichten. Fußball-Training, Turnen, Schule − wo die Kleinen auch hinwollen oder -müssen: Das Lastenfahrrad bringt sie dahin. Bei mir zu Hause ist das dreirädrige Gefährt derart beliebt, dass meine Kinder es liebevoll "Lasti" nennen. Seit Jahren leistet Lasti uns treue Dienste, doch damit scheint es nun jäh vorbei zu sein.

Der niederländische Hersteller Babboe verkündete vergangene Woche ebendort einen kompletten Verkaufsstopp seiner Modelle, darunter auch das Babboe E-Curve, wie wir es unser Eigen nennen. Es gebe Sicherheitsbedenken der dortigen Verbraucherschutzbehörde, hieß es. Bei einigen Modellen seien die Rahmen ohne Grund gebrochen und das Unternehmen sei dem nicht ordentlich nachgegangen.

Bei uns machte sich erste Verunsicherung breit. Aber unser Lasti bringt uns seit Jahren stabil und fix von A nach B, denke ich mir. Das passt schon.Wie sicher sind Babboe? 18.17

Babboe warnt deutsche Kunden via Mail

Dann schreibt uns Babboe eine erste Mail. Auch in Deutschland werde man den Verkauf "vorübergehend" einstellen. "Schnellstmöglich" soll der Verkauf wieder aufgenommen werden. Hmm. Am Wochenende dann die nächste, wie ich finde, recht freche Mail: "Der Vollständigkeit halber" möchte man noch ergänzen, dass man dem Rat der niederländischen Verbraucherschutzbehörde folge und uns empfehle, "Ihr Babboe-Lastenfahrrad vorerst nicht zu verwenden".

Na Klasse! Der Hersteller, der uns ein Fahrrad verkauft hat, das mehr kostet als so mancher Gebrauchtwagen, rät uns freundlich, eben jenes Fahrrad doch bitte nicht mehr zu benutzen, und zwar "der Vollständigkeit halber". Ohne, dass Babboe einen konkreten Plan aufzeigt, wie es jetzt weitergehen soll. Man gehe davon aus, dass man uns "in naher Zukunft" über die nächsten Schritte informieren könne.

Blöd nur: Lasti ist bei uns im Dauereinsatz. Es fährt täglich zur Schule, zweimal die Woche zum Hockey, wir sind auf unseren dreirädrigen Helfer angewiesen. Und für den Preis – das Modell kostet mehr als 3000 Euro – darf man vom Hersteller mehr erwarten, als ein schmallippiges: Lass das Ding mal lieber stehen. Babboe sollte eine klare Perspektive aufzeigen und, als Minimalanforderung, zumindest eine freundliche E-Mail an seine Kunden schreiben. Dabei könnte man − kecker Vorschlag − vielleicht mal um Entschuldigung bitten für dieses Fiasko.Babboe ADAC-Interview

Doch Babboe will sich mit einer knappen Mail und geringstmöglichem Aufwand aus einem Teil der Verantwortung stehlen. "Mit dem Hinweis 'Fahr nicht' hat der Hersteller den Produktsicherheitsvorschriften erstmal Genüge getan", weiß Klaus Heimgärtner, Anwalt für Verkehrsrecht und Verbraucherschutz beim ADAC. Dem Automobilclub ist übrigens nicht ein einziger Fall eines gebrochenen Rahmens bekannt. 

Das Problem ist, so blöd das klingt, dass unser Lastenfahrrad heil ist. Wäre es kaputt, könnte man da was machen. Aber die abstrakte Gefahr eines möglichen Rahmenbruches reicht nicht. Da wäre jede Maßnahme höchstens im Bereich der Kulanz. Da es bei Babboe aktuell aber um nahezu alle Modelle geht, wäre Kulanz in diesem Fall wohl Firmensuizid.

Wir haben wohl Pech gehabt

Und damit schiebt Babboe uns den Schwarze Peter zu − uns und allen Familien, die sich ein sehr teures Fahrrad gekauft haben, um damit den Familienalltag in der Stadt zu regeln. 

Fahren sollen wir es nicht, reparieren lassen können wir es nicht und Geld zurückbekommen ist schon gar nicht drin. Oder wie Experte Heimgärtner sagt: "Wenn es blöd läuft, haben Babboe-Kunden einfach Pech gehabt". Na, danke auch! Für den Altmetallcontainer ist es dann doch zu schade.