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Февраль
2024

Tiefpunkt, unterbrochen von Tennisbällen

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Borussia Mönchengladbach spielt 0:0 gegen Darmstadt 98. 0:0 gegen einen Verein, der seit dem 7. Oktober 2023 nicht mehr gewonnen hat und allgemein als mit Abstand schlechtestes Team der Bundesliga eingeschätzt wird. Das fünfte Spiel dieser Saison gegen einen Tabellenletzten. Dabei das fünfte Mal nicht gewonnen. Ein Spiel, das im Whatsapp-Chat der SEITENWAHL-Redaktion charakterisiert wurde mit „Unfassbar. Da ist gar nichts.“, „Das waren jetzt die unterhaltsamsten 10 Minuten des Spiels.“ (nach der Spielunterbrechung) und „Ich glaube, ich habe mich im Stadion noch nie so gelangweilt.“ – um mal willkürlich drei Sätze herauszugreifen, die man guten Gewissens zitieren kann. Ein Spiel, in dem man in der ersten Halbzeit eine Chance hatte und in der zweiten Halbzeit drei oder vier Halbchancen, die wenigsten davon planvoll herausgespielt. Ein Spiel, in dem Ko Itakura zwar zeigte, dass er mit Auge und Schnelligkeit defensiv Stabilität bringt, jedoch ein ums andere Mal im Spielaufbau das Tempo verschleppte, bis Darmstadt sich hinten formiert hatte. Ein Spiel, in dem Florian Neuhaus (zweifelsohne ein begabter Kicker) 72 Minuten gleichermaßen gemächlich wie orientierungslos durchs Mittelfeld traben durfte und dabei zwar eine der wenigen dicken Torchancen des Spiels hatte, ansonsten jedoch selten bis nie wirklich anspielbar war (wer abends das Spitzenspiel gesehen hat, konnte an Granit Xhaka geradezu lehrbuchhaft studieren, wie sich ein Mittelfeldspieler im Raum bewegt und im Grunde immer anspielbar sein kann). Ein Spiel, in dem Hack (der Hack, dessen Verpflichtung vielfach kommentiert wurde mit „Was wollen wir denn mit einem Zweitligaabsteiger?") und Herrmann (der, dem seit gefühlt 15 Jahren die Bundesligatauglichkeit abgesprochen wird) die Aktivposten waren, denen man noch am meisten ansah, dass sie wenigstens wollten.

Man sollte meinen, dass nach einem solchen Spiel auf Seiten des Gastgebers angemessene Zerknirschtheit über die indiskutable und im Grunde genommen blamable Vorstellung herrscht. Aber weit gefehlt! Liest man die „Stimmen zum Spiel“, kommt folgendes heraus (Quelle: borussia.de): „Wir haben eigentlich auch kein schlechtes Spiel gemacht und hinten wenig zugelassen.“ (Nico Elvedi), „Wir haben es nicht schlecht gemacht, … Die Null ist für uns Verteidiger immer ein gutes Zeichen, aber es gibt noch Luft nach oben.“ (Max Wöber) und „Uns hat vielleicht das Quäntchen Glück gefehlt. … Ich denke, dass wir in der zweiten Halbzeit vieles richtig gemacht haben.“ (Patrick Herrmann). Einzig der Trainer zeigte sich enttäuscht über die Leistung der Mannschaft. Man darf Zitate nach dem Spiel sicher nicht überbewerten – trotzdem tritt hier eine bedenkliche Diskrepanz zutage zwischen der Selbsteinschätzung der Protagonisten und dem, was selbst wohlgesonnene Beobachter von außen wahrnehmen. Das gepaart mit einer gewissen Selbstzufriedenheit, die man leider in Gladbach nicht zum ersten Mal beobachtet, ist eine gefährliche Mischung. Um noch einmal ein Zitat aus der internen Kommunikation der SEITENWAHL-Redaktion herauszugreifen: „Jetzt in Leipzig, dann gegen Bochum, Mainz und Köln. Dann Saarbrücken. Dann Heidenheim. Es kann durchaus sein, dass wir uns Mitte April angucken und wirklich Angst bekommen werden.“