Huthi-Rebellen: Sind Internetkabel vor der Jemen-Küste ihr nächstes Ziel?
Die Huthi-Rebellen könnten sich ein neues Ziel aussuchen, um über die Region hinaus Schaden anzurichten. Es liegt tief im Meer. Bislang haben die Huthi-Rebellen aus dem Jemen vornehmlich Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen. Sie wollen damit zum einen die Hamas-Terroristen unterstützen, zum anderen aber auch Israel und seinen Verbündeten schaden. Das hat einen gewissen Erfolg: Reedereien ändern ihre Routen, es kommt zu Verzögerungen in den Lieferketten. Doch die Terrorkommandos aus dem Jemen könnten sich ein neues Ziel aussuchen, das von ebenso großer Bedeutung wie die Schiffsrouten ist: Internetkabel. Das Gulf International Forum, ein amerikanisches Institut, das sich mit Nahostthemen beschäftigt, sieht eine große Gefahr für Kabel, die durch die Bab-al-Mandab-Straße verlaufen. Dabei handelt es sich um eine 27 Kilometer breite Meeresstraße, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet. Hier fahren nicht nur Schiffe aus Europa auf dem Weg zum Indischen Ozean durch. Tief im Meer verlaufen mehrere Kabelstränge, die riesige Datenmengen transportieren. Der Jemen grenzt im Süden an die Verbindung, eine Region, die nicht von den Huthi kontrolliert wird. Sie operieren im Norden, haben aber dort ebenfalls Zugang zum Meer und den dort verlaufenden Kabeln. Hinweise auf Kabel als Ziele in Telegramnachrichten Im Dezember tauchte auf einem Huthi-nahen Telegram-Kanal eine Karte auf, die unterseeische Kabel in der Nahost-Region darstellt. Im Text zu der Karte hieß es: "Es gibt Karten mit internationalen Kabeln, die alle Regionen der Welt über das Meer verbinden. Der Jemen scheint strategisch günstig gelegen zu sein, denn in seiner Nähe verlaufen Internetleitungen, die ganze Kontinente – nicht nur Länder – miteinander verbinden". Ein Blick auf die Kabelverbindungen zeigt die Bedeutung. Das FLAG Europe-Asia-Kabel führt von Japan über die Bab-al-Mandab-Straße nach Europa und gehört einem der weltgrößten Betreiber von unterseeischen Internetkabeln, dem Anbieter Global Cloud Xchange. Das Raman-Kabel gehört zum Teil Google. Vor allem aber sind es Anbieter, die Europa mit arabischen und asiatischen Staaten verbinden, und ihre Kabel dort verlegt haben. Bislang haben die Huthis selbst keine Absichten erklärt, sich der Kabel zu widmen und sie zerschneiden zu wollen. Doch die strategische Bedeutung dürfte ihnen bewusst sein, schreibt das US-Institut in seiner Einschätzung. Fast 95 Prozent des weltweiten Datenverkehrs verlaufe über solche Kabel. Würden sie durchtrennt, hätte dies katastrophale Folgen sowohl für die Wirtschaft, aber auch für militärische Einrichtungen. "Viele Verteidigungsministerien sind auf Kabel angewiesen", sagt Timothy Stronge, Vizepräsident für Forschung bei TeleGeography, einem Marktforschungsunternehmen für Telekommunikation, gegenüber dem US-Magazin Foreign Policy. "So ziemlich alles, was man sich für die internationale Kommunikation vorstellen kann, berührt Unterseekabel. Was das Rote Meer betrifft, so ist es für die Verbindung zwischen Europa und Asien ziemlich entscheidend." Experten: Noch fehlt den Huthi die Technologie Das Gulf International Forum schätzt, dass die "Kabel eher aufgrund der relativen technologischen Unterentwicklung der Houthi als aus mangelnder Motivation derzeit sicher sind." Denn um die Verbindungen zu trennen, braucht es mehr als Raketen und Drohnen. Das amerikanische Institut glaubt, dass die Huthi derzeit nicht in der Lage seien, die Kabel zu erreichen. Allerdings besäßen die Rebellen bereits kleine Unterseeboote, die Minen im Meer verlegen. Sie könnten ein erster Schritt sein, um auch die tief liegenden Kommunikationsverbindungen zu erreichen. Bruce Jones von der Brookings Institution, der als Experte für Unterseekabel gilt, sieht derzeit noch keine akute Gefahr. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Teil des Houthi-Arsenals den Unterseekabeln wirklich gefährlich werden könnte", sagte er gegenüber "Foreign Policy". "Wenn man diese Dinger tatsächlich beschädigen will, muss man unter Wasser gehen." Die Entscheidung, so schätzen die US-Analysten vom Gulf Institut ein, liege aber nicht bei der Rebellengruppe. Sie würde in Teheran gefällt werden und dann würde die Hisbollah mit der Planung beschäftigt werden. Der Iran würde sich einen Angriff auf die Kabel wohl auch deshalb genau überlegen, weil dadurch auch eigene Kommunikationsverbindungen betroffen wären. Das Falcon-Kabel zum Beispiel hat einen Knotenpunkt im iranischen Bandar Abbas. Auch Kuwait und Katar hängen an dieser Verbindung.