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Февраль
2024

Sicherheitspersonal: Flughafen-Streik wird zur nächsten Geduldsprobe für Reisende

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Sicherheitspersonal: Flughafen-Streik wird zur nächsten Geduldsprobe für Reisende

An vielen deutschen Flughäfen befinden sich Luftsicherheitskräfte heute im Warnstreik. Einige Vielflieger bringt das auf kreative Ideen, den Ausstand zu umschiffen.

In die Luft gehen die meisten Fluggäste heute höchstens gefühlsmäßig, statt tatsächlich im Sinne des Wortes: Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem bundesweiten Warnstreik in der Luftsicherheit aufgerufen. Rund 25.000 Beschäftigte an elf deutschen Flughäfen sollen ihre Arbeit niederlegen. Der Warnstreik für höhere Löhne begann in den frühen Morgenstunden und soll bis Mitternacht andauern. Airlines warnten vor streikbedingten Flugausfällen und Verspätungen.

Betroffen sind die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Erfurt, Frankfurt am Main und Stuttgart. Das dürfte den Flugverkehr in weiten Teilen Deutschlands lahmlegen. Denn die streikenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Luftsicherheit prüfen normalerweise Passagiere, Gepäck und weiteres Personal. Ohne sie stehen die Sicherheitskontrollen still. 

Die Gewerkschaft Verdi fordert in dem Tarifkonflikt 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Zuschläge für Mehrarbeit ab der ersten Überstunde. Der neue Tarifvertrag soll eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Den Arbeitgebern gehen diese Forderungen zu weit. 

Flughafen-Streik trifft Dienstreisende und Urlauber

Der Ausstand trifft Vielflieger wie Urlaubsreisende gleichermaßen. Viele sind genervt vom nächsten Streik, nachdem schon Bauern und GDL-Lokführer den Ausstand probten. "Irgendwas ist immer", beschwert sich die Nutzerin eines Reiseforums. Im Online-Forum "Vielfliegertreff" bitten Passagiere diejenigen um rechtlichen Rat, die schon mal streikbedingt an Flughäfen gestrandet sind. 

Kann man direkt umbuchen oder lieber erstmal die Annullierung des ursprünglich gebuchten Fluges abwarten? Egal, Umbuchen sei eh nicht so leicht, berichten einige Meilensammler und beschweren sich über die Hotline für Premium-Kunden. Erst nach Stunden in der Warteschlange haben sie eine Alternative buchen können, die Servicemitarbeitenden hätten teilweise noch nichts vom Streik gewusst.

01: Streik am Flughafen Frankfurt Zahlreiche Flüge gestrichen - 83db031d327a29fd

Den Stress gibt sich Vielflieger "Chrini1" erst gar nicht und sorgt lieber vor statt nach: Mit ein paar Meilen hat er sich zusätzlich zu seinem Flugticket für Donnerstag noch auf einen Freitagsflieger gebucht – zur Reserve. Bleibt nur die Frage, wie man zum Flughafen kommt, wenn Freitag Bus und Bahnen streiken.

Vielflieger finden Privatisierung problematisch

Ein Forumsmitglied schlägt vor, den Streik über München zu umfliegen. Dort wird nicht gestreikt, weil die Beschäftigten dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst unterliegen und aktuell Friedenspflicht herrscht. Fazit eines Forumnutzers: "Hoheitliche Aufgaben nie privatisieren." Auch für das Mitglied "Langstrecke" schlagen "Outsourcing und funktionale Privatisierung, die Zauberbegriffe der 90er Jahre", plötzlich zurück. Ein Nutzer zieht den Züricher Flughafen als Positivbeispiel heran. Dort führt die Kantonspolizei die Sicherheitskontrollen durch: "Läuft wie ein Uhrwerk."

Andere finden für ihren Ärger deutliche Worte: Die ganzen Streiks verwandelten Deutschland zu einer "Bananenrepublik", empört sich ein Mitglied. "Leittragende sind immer die Kunden", die Unternehmen selbst interessiere es gar nicht, ob gestreikt werde oder nicht. 

Gehalt Bus- und Bahnfahrer

Linkedin: Privatjets als Alternative?

Um die Erholung mancher Urlauber sorgt sich auch das Vielflieger-Forumsmitglied „Nerd“ und fragt, ob Airlines auch den Rückflug kostenlos umbuchen würden, wenn wegen eines Streiks der Hinflug in den Urlaub verschoben und der Urlaub damit kürzer ausfallen würde. Die Antwort weiß keiner, aber Nutzer „Beppo“ wird geraten, den geplanten Wochenendtrip nach Schottland doch lieber direkt in den Sommer zu verlegen, dann sei es dort vermutlich wesentlich angenehmer.

Ob am Ziel von Dienstreise oder Urlaubstrip nun aktuell die Sonne scheint oder nicht, der Streik sei doch "super fürs Klima", stellt X-Nutzer "Sparta" fest. Für andere ist der Streik vor allem super fürs Geschäft: Anbieter privater Charterflüge bringen ihre Maschinen bereits in Stellung, beim Karrierenetzwerk Linkedin und auf den Rollfeldern.

Diese Rechte haben Fluggäste

Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist es für Passagiere kompliziert, wenn sie ihren Flug aufgrund ausfallender Sicherheitskontrollen verpassen. Während bei streikenden Piloten oder Airline-Bordpersonal die Fluggesellschaft haftet, ist für Sicherheitskonstrollen die Bundespolizei zuständig – die diese häufig an private Firmen auslagert. Auf Verzögerungen bei den Kontrollen haben die Fluggesellschaften keinen Einfluss – mögliche Ansprüche können Passagiere dann nur gegenüber dem Staat geltend machen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Wirtschaftsmagazin "Capital", das wie der stern Teil von RTL Deutschland ist.