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Январь
2024

Ist das die letzte Chance?: Amazons Alexa soll endlich Geld verdienen – doch das Desaster deutet sich schon an

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Ist das die letzte Chance?: Amazons Alexa soll endlich Geld verdienen – doch das Desaster deutet sich schon an

Zum Start hatte Amazon hohe Erwartungen an Alexa – auch finanziell. Bislang ist der Sprachassistent allerdings ein Geldgrab. Ein neues Konzept soll es nun richten. Doch selbst die Mitarbeiter erwarten eine Katastrophe.

Es sollte die nächste Computer-Revolution nach dem Smartphone werden: Statt an Bildschirme gefesselt zu sein, würden wir bald nur noch mit den überall lauschenden Sprachassistenten reden, schwärmte Amazon in der Anfangszeit seines Echo und der darin verbauten Alexa. Doch der echte Durchbruch blieb aus – vor allem finanziell. Nun soll ein Abo-Modell Alexa endlich profitabel machen. Doch offenbar droht die große Enttäuschung.

Das berichtet der "Business Insider" unter Berufung auf mehrere interne Quellen in Amazons Alexa-Team. Dem Bericht zufolge soll ein Bezahl-Modell die letzte Hoffnung des Konzerns sein, das gigantische Minus der Alexa-Sparte endlich in ein Plus umzuwandeln. Doch obwohl es mit dem 30. Juni bereits einen geplanten Starttermin gibt, ist das Alexa Plus genannte Abo-Modell intern offenbar gleich aus mehreren Gründen hochumstritten. Viele Mitarbeiter gehen demnach von einem krachenden Scheitern aus. 

Grundproblem Alexa

Der wichtigste Grund für diese Befürchtung ist ausgerechnet der Kern des Projektes – nämlich die Sprachassistenin Alexa selbst. Um ein Abo zu rechtfertigen, will man für Alexa Plus nicht die bisher bekannte Version der Sprach-KI benutzen, sondern eine völlig überarbeitete. Die unter dem Namen "Remarkable Alexa" (etwa: bemerkenswerte Alexa) geführte Version soll nicht nur deutlich besser komplexe Anfragen verstehen und bearbeiten, sondern anders als ihre bekannte Vorgängerin auch echte Gespräche mit den Nutzer:innen führen können.

Das gelingt bislang aber offenbar nur in geringerem Umfang als erhofft. Die aktuell in einem Testlauf mit 15.000 zufällig gewählten Alexa-Accounts befindliche neue Version soll in der Praxis zwar deutlich besser darin sein, Gespräche mit den Nutzern zu führen und die gewünschten Informationen oder Anweisungen bearbeiten zu können. Trotzdem enttäuscht sie dem Bericht der Mitarbeiter zufolge nach wie vor. 

KI-Aussetzer

Viele der Probleme kennt man auch auch von anderen Sprach-KIs. Das neue Alexa-Modell soll etwa regelmäßig Fakten erfinden, wenn es Fragen beantwortet. Diese als "Halluzinationen" bekannten Falschbehauptungen plagen auch ChatGPT und andere Modelle. Zudem soll die neue Alexa immer wieder Fragen einfach ausweichen oder sie unnötig ausführlich beantworten. In einem Bereich, der schon jetzt Nutzer:innen der alten Alexa stört, bringt die neue Version zudem keine Abhilfe: Will man in einem Satz mehrere Befehle gleichzeitig geben, muss auch die neue Alexa passen. Als Beispiel nennt der Bericht das gleichzeitige Einschalten von Lampen und eines Musikwunsches.

Ein viel größeres Problem könnte aber werden, dass die neue Alexa nicht in jeder Hinsicht besser ist als die nun als "Classic Alexa" bezeichnete alte Version. So hatte der Konzern zunächst vor, auf der Basis des alten Modells aufzubauen und es nur um neue Fähigkeiten zu erweitern. Das ließ sich nach Angaben der Quellen nicht umsetzen, die neue Alexa wurde von Grund auf neu gedacht. Das sorgte allerdings für Reibereien, mit dem Team der alten Alexa, das seine Arbeit schützen wollte. Auf die spannendste KI Amazons soll Alexa indes nicht zugreifen: Unter dem Namen "Olympus" soll der Konzern an einer extrem potenten Sprach-KI bauen. Bis zum geplanten Starttermin dürfte die aber ohnehin nicht einsatzbereit sein.

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Wer zahlt für Alexa?

Doch der interne Streit wird noch grundsätzlicher geführt. Schon die Idee eines Alexa-Abos halten viele der Mitarbeiter für einen falschen Ansatz. Viele bezweifeln, dass die Kunden für eine smartere KI zu zahlen bereit wären. Schließlich dürften die meisten Besitzer eines Alexa-Gerätes ohnehin Abonnenten anderer Amazon-Dienste wie Prime oder Amazon Music sein. Noch einmal extra zu zahlen, um Alexa besser zu machen, erscheint dann wenig attraktiv.

Tatsächlich dürfte das Abo für Alexa eine der letzten Hoffnungen für den Konzern sein, seine Sprachassistentin zu monetarisieren. Der ursprüngliche Plan des Konzerns ist krachend gescheitert: Alexa sollte seine Nutzer dazu verlocken, per Sprache zu shoppen – und so Amazon quasi zum Standardshop für die Haushalte zu machen. In der Praxis war das vielen Nutzern aber zu umständlich, wie der damalige Amazon-Chef Dave Limp schon 2017 im Gespräch mit dem stern eingestand (hier finden Sie das Interview). 

Amazon Alexa Problemfall 20Uhr

Weitere mögliche Einnahmequellen wie Abos für Amazon Music reichten allerdings nicht aus, um die horrenden Kosten für die Entwicklung und das Betreiben der Server zu finanzieren. Ende 2022 zog Amazon deshalb erstmals die Reißleine: Das Budget für die Alexa-Sparte wurde drastisch zusammengestrichen, viele Mitarbeiter entlassen. Alexa war vom Hoffungsträger endgültig zum Sorgenkind geworden (her erfahren Sie mehr). Dave Limp verließ den Konzern, er leitet seit letztem Jahr das seinem ehemaligen Chef Jeff Bezos gehörende Raumfahrtunternehmen Blue Origin.

Für Alexa könnte das Abo-Modell daher eine letzte Hoffnung sein. Das fürchten auch die Mitarbeiter: "Wenn dieser Versuch kein Einkommen generiert, steckt Alexa mächtig in Schwierigkeiten."

Quellen:Business Insider, Reuters