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Январь
2024

Tausende Israelis demonstrieren für Freilassung der Hamas-Geiseln

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Tausende Menschen haben bei einer Kundgebung in Tel Aviv die Freilassung der von der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln gefordert. Die Demonstranten, unter ihnen auch viele Angehörige, versammelten sich am Samstagabend - dem Vorabend des 100. Tags der Geiselhaft - hinter einem riesigen Transparent mit der Aufschrift "Und die Welt schweigt" und forderten in Sprechchören, die Geiseln "jetzt, jetzt, jetzt" freizulassen.

"Wir werden weiterhin Woche für Woche hierher kommen, bis alle freigelassen sind", sagte der 47-jährige Edan Begerano bei der Kundgebung. "Wohin ich auch schaue, bin ich beeindruckt von den Israelis, die heute in großer Zahl gekommen sind, um uns zu unterstützen und bei uns zu sein."

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte in einer Videobotschaft, die bei der Kundgebung auf großen Bildschirmen gezeigt wurde, die Verhandlungen über die Freilassung der Hamas-Geiseln wieder aufzunehmen. "Frankreich lässt seine Kinder nicht im Stich", sagte er mit Blick auf drei französische Geiseln.

Vor der Kundgebung hatten Angehörige der Geiseln in Tel Aviv den Nachbau eines Tunnels enthüllt. Der Künstler Roni Levavi sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe mit der Installation "die getreueste Rekonstruktion" eines Hamas-Tunnels im Gazastreifen erschaffen wollen. Für die Konstruktion habe er sich an in den Medien veröffentlichten Abbildungen orientiert.

Das Innere des Tunnels ist spärlich beleuchtet, der Boden ist dreckig und ständig ist das Geräusch von Schusswechseln und Artilleriebeschuss zu hören. Es wird davon ausgegangen, dass viele der verbliebenen israelischen Geiseln in solchen Tunneln festgehalten werden. Die Installation steht vor dem Kunstmuseum in Tel Aviv, dessen Vorplatz von den Angehörigen in "Platz der Geiseln" umbenannt wurde. Angehörige erinnern dort an Ständen und mit Kunstinstallationen an das Schicksal der Verschleppten.

Der Tunnel sei nur ein "kleinen Ausschnitt" der Qualen, die die Geiseln aushalten müssten, sagte Eyal Moar, dessen Onkel von der Hamas entführt wurde. "Wir wissen, dass die Bedingungen wirklich schrecklich sind - keine frische Luft, sehr wenig Nahrung, keine Medikamente, kein Sonnenlicht."

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte Israel am 7. Oktober brutal überfallen und 1140 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 132 von ihnen befinden sich nach israelischen Angaben noch im Gazastreifen, allerdings sind 25 von ihnen vermutlich tot.

Die Familien der verbliebenen Geiseln hatten zuletzt den Druck auf Regierungschef Benjamin Netanjahu erhöht und gefordert, dass die Regierung ihre Bemühungen um die Freilassung der Geiseln verstärkt.

Als Reaktion auf den beispiellosen Hamas-Überfall hatte Israel der islamistischen Organisation den Krieg erklärt und einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dort seither mehr als 23.800 Menschen getötet.