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Robert Habeck: Film "Jetzt.Wohin" zeigt Blick hinter die Kulissen

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Der Regisseur Lars Jessen begleitete Habeck in dessen Wahlkampf mit der Kamera. Der entstandene Film spart vor allem an einem: Kritik am ehemaligen Kanzlerkandidaten. Es ist ein Film über das Scheitern. Ein Film vor allem über den Wahlkampf von Robert Habeck – Grünen-Kanzlerkandidat, früherer Vizekanzler und Wirtschaftsminister. Ein Hoffnungsträger, für viele aber ein Feindbild, der sich nach einem enttäuschenden Ergebnis bei der Bundestagswahl aus der Politik zurückgezogen hat. Der Filmemacher Lars Jessen blickt hinter die Kulissen. Es ist ein sehr persönlicher, ein parteiischer und nachdenklicher Dokumentarfilm, der nun in die Kinos kommt. Jessen, langjähriger Freund und Berater des fast gleichaltrigen Habecks. Der Anspruch: das "filmische Protokoll eines politischen und menschlichen Experiments". Grüner Parteitag: Darum tritt der Parteichef nachts auf die Bühne Nach prominenten Austritten: Union und SPD loben neuen Kurs der Familienunternehmer "Jetzt. Wohin." heißt der Film – Untertitel: "Meine Reise mit Robert Habeck". Immer wieder kommt Jessen zu Wort. Er versuche in seiner Arbeit Geschichten vom Gelingen zu erzählen, sagt er. "Jetzt wohin" ist auch der Titel eines Gedichts von Heinrich Heine. Es handelt von Orientierungslosigkeit. "Dann können wir den Laden doch dichtmachen" Am Anfang des Films: Meeresrauschen. Dann O-Ton Habeck: "Ich will nicht glauben, dass Leute belogen werden wollen. Dann können wir den Laden doch dichtmachen." Es folgt das Kernthema der Grünen, der Klimaschutz, die Folgen des Klimawandels, unterlegt mit Bildern: Jahrhundertfluten, Unwetter , Dürren, Hitzewellen. Das Thema Klimaschutz aber spielte im Bundestagswahlkampf kaum eine Rolle, es dominierten Migration und Sicherheit. Die Grünen und Habeck können bei diesen Themen nicht überzeugen. Das spielt eine große Rolle im Film. Habeck (56) erzählt, wie ihn Tschernobyl geprägt habe, das schwerste Unglück in der Geschichte der Atomkraft im April 1986: "Rückblickend würde ich sagen, das war so ein Moment, wo ich politisch geworden bin." Der Schriftsteller geht in die Politik, es folgt ein steiler Aufstieg. Zu sehen sind Szenen des jungen Habeck. Er wird Kreisvorsitzender, Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein und Landesminister. Dann Bundesvorsitzender und in der Ampel Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister. Habeck will die Grünen in die Mitte holen Die Ampel scheitert, Habeck wird Spitzenkandidat der Grünen. Er will Kanzler werden, mindestens als Minister weitermachen. Sein zentraler Slogan im Wahlkampf lautet Zuversicht. Er will für einen anderen Politikstil stehen. "Demokratie handelt ja vom Reden, vom Erklären, aber eben auch vom Zuhören. Also irgendeiner muss ja auch zuhören", sagt er im Film. Eine Schulfreundin erzählt, Habeck habe schon immer "so was Verbindendes" gehabt. Dafür soll auch der Küchentisch stehen: Am Anfang des Wahlkampfs macht Habeck viele Gespräche mit normalen Menschen, immer begleitet von Videos für die sozialen Medien. Habeck will die Grünen als "neue progressive Kraft" der politischen Mitte verankern. Er erzählt von seiner Zeit in Kiel: "Das Besondere war ja, dass ich Landwirtschafts- und Umweltminister war. Mein Gedanke war dann nun – genau, wie ich das davor angelegt hatte – quasi eine neue Mitte zu finden." Medienkampagne gegen das Heizungsgesetz Der Film zeigt viele Szenen aus dem Wahlkampf: Habeck hinter der Bühne, dann redet er in einem vollen Saal. Habeck streckt die Daumen nach oben. Habeck im Norweger-Pulli. Habeck wird auf dem Grünen-Parteitag bejubelt. Habeck unterwegs im Zug. Die Anschläge von Magdeburg und Aschaffenburg . CDU-Chef Friedrich Merz und sein Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik, der mithilfe der AfD eine Mehrheit bekommt. Attacken auf Habeck – zum Beispiel von CSU-Chef Markus Söder , der wettert: "Die Grünen sind und bleiben Linke und bleiben Ideologen." Söder lehnt Schwarz-Grün ab. Das liegt auch an dem Projekt, mit dem Habeck polarisiert: das Heizungsgesetz. Im Film nimmt es breiteren Raum ein: der "Heiz-Hammer" der "Bild"-Zeitung, der – falsche – Vorwurf, Habeck wolle Heizungen aus Wohnungen herausreißen. Im Film wird von einer beispiellosen Kampagne der Desinformation gegen Habeck gesprochen. FDP-Politikern wird vorgeworfen, sie hätten fossile Geschäftsmodelle von Energiekonzernen schützen wollen. "Man kann nicht klimaneutral sein, wenn 80, 90 Prozent des Landes mit Gas- und Ölheizung heizen", sagt Habeck. "Zwölf haben die nur?" 23. Februar 2025, Wahlabend. Habeck sitzt in einem Raum mit der damaligen Außenministerin Annalena Baerbock und Mitarbeitern. Das Habeck-Team starrt auf Handys, schon vor 18 Uhr sickern Ergebnisse von Nachwahl-Befragungen durch. 18 Uhr, die Prognosen. Die ARD sieht die Grünen bei 13,5 Prozent. Was denn das ZDF sage, fragt Habeck. "Zwölf haben die nur?" Am Ende werden es 11,6 Prozent. Eine herbe Enttäuschung. In dem Interview im Film sagte Habeck, er habe für seinen Ansatz nicht das Mandat bekommen. "Dahinter ist ja auch der Gedanke, der Union als letzter verbliebener größerer Volkspartei, eine Brücke zu bauen, mit den Grünen zusammenzuarbeiten. Diese Brücke ist ja nicht nur nicht begangen worden, die ist ja eingerissen worden von so Wurstpolitikern wie Söder und Spahn und Klöckner und auch Friedrich Merz." Habeck zieht sich aus der Politik zurück Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin , Anfang Mai. Habeck übergibt sein Amt an seine Nachfolgerin Katherina Reiche von der CDU . Er bekommt riesigen Beifall. Im Film wird aufgezählt: Die Schuldenbremse ist reformiert worden, eine jahrelange Forderung Habecks, die Erfolge bei den erneuerbaren Energien seien überall sichtbar. Und Habecks Nachfolgerin wolle neue Gaskraftwerke bauen – was allerdings verschwiegen wird: Das wollte aus Gründen der Versorgungssicherheit auch Habeck. Überhaupt gibt es nur wenige Habeck-kritische, einordnende Stimmen. Zum 1. September gibt Habeck sein Bundestagsmandat zurück. Er will künftig an Unis im Ausland arbeiten, im Berliner Ensemble hat er inzwischen die Gesprächsreihe "Habeck Live". Am Ende des Films sagt er in dem Interview, offensichtlich geführt nach seinem Abschied aus der Politik: "Nachdem ich"s entschieden habe, habe ich wieder Luft unter die Flügel bekommen." Er ist zu sehen, wie er die Bühne des Berliner Ensembles betritt.