LVHM, Hermès, Kering: Wie Luxuslabels erfolgreich bleiben | Börse
Bis zum Ende der Pandemie ging es für Aktien von Luxusmarken immer bergauf. Die Jahre danach haben den teuren Labels zugesetzt. Ob sie jetzt zurückkommen. Anleger trauten ihren Augen in der vergangenen Woche kaum. Ein Kursplus bis zu 15 Prozent. An einem einzigen Tag. Nein, es war nicht Nvidia oder eine andere Aktie aus dem Technologiesektor. Es war die Aktie von LVMH , einem französischen Luxusgüter-Konzern, der vor allem für seine Handtaschen berühmt ist. Und der Kurssprung, eine Reaktion auf die Quartalszahlen. Waren die so bahnbrechend gut? Nein, waren sie nicht. Sie waren nur besser als in den Vorquartalen. Es gab wieder Wachstum – ein Prozent beim Umsatz. Das ist relativ verhalten, aber mehr als im Vorjahresquartal und mehr als erwartet. Vor allem der Umsatz in China , genauer gesagt in Asien, legte nach fast zwei Jahren wieder zu. Da können Kurse schon mal aus Erleichterung anziehen. LVMH-Aktie hat stark aufgeholt Binnen drei Monaten ist die LVMH-Aktie um 30 Prozent gestiegen. Allerdings ist sie damit erst da, wo sie bereits zu Jahresbeginn war und keineswegs auf dem Niveau vom Sommer 2023. Damals kostete ein Anteil an LVMH mit bekannten Marken wie Tiffany, Celine oder Louis Vuitton gut 900 Euro – heute sind es rund 600 Euro. Unter Europas börsennotierten Unternehmen ist LVMH das zweitwertvollste, hinter ASML , einem Unternehmen in der Halbleiter-Industrie. Hermès mit höchster Messlatte Die Zahlen von LVMH relativierten sich gut eine Woche später nach ihrer Veröffentlichung. Dann kam Hermès mit seiner Bilanz. Fünf Prozent mehr Umsatz, währungsbereinigt zehn. Mehr als erwartet. Doch an der Börse zeigte sich, wie hoch die Messlatte mittlerweile liegt: Das Lederwarengeschäft mit den berühmten Handtaschen, die begehrte Statussymbole sind, hatte die Erwartungen nicht ganz erfüllt – und der Kurs der Aktie gab nach. Ganz oben ist der Wind rauer. Es reichte nicht mehr, dass das Luxuslabel seine Prognosen erfüllte und insgesamt abgeliefert hat. Und dass die (superreiche) Klientel zur Stelle und das Geschäftsmodell insgesamt widerstandsfähig gegen Krisen ist. Die Hermès-Aktie hat in drei Jahren fast 50 Prozent zugelegt. Doch damit stiegen auch die Erwartungen. In den vergangenen Monaten bewegte sich der Kurs "nur" seitwärts. Kering mit Vorschusslorbeeren Von einer Kursrallye träumten auch die Kering-Aktionäre lange. Drei Jahre lang war es eher abwärtsgegangen; bis zu drei Viertel des Wertes des Unternehmens wurden vernichtet. Doch seit diesem Frühjahr steigt der Aktienkurs rasant. 75 Prozent in sechs Monaten. Das liegt hauptsächlich an Gucci, der umsatzstärksten Marke. Kering hat eine Runderneuerung eingeleitet: Der Konzern hat die Führung ausgewechselt und das Kosmetikgeschäft für vier Milliarden Euro an L'Oréal verkauft, um die Schulden zu senken. Ob das reicht, zeigen künftige Zahlen. Die Vorschusslorbeeren an der Börse müssen sich dann erst noch bestätigen. Gewinneinbruch: Mercedes hat die Konkurrenz unterschätzt (Börsenkolumne) Wirtschaftliche Abhängigkeit: Die deutsche Bequemlichkeit passt nicht mehr in die Zeit (Börsenkolumne) Erlebnisse sind gesucht Was kann den Luxusmarken helfen, erfolgreich zu bleiben? Sie müssen noch mehr auf Kundenwünsche eingehen. Studien zeigen, dass besonders jüngere Käufer nicht nur hochwertige Produkte wollen, sondern ein besonderes Umfeld. Dazu gehören nicht nur persönliche Beratung, sondern auch außergewöhnliche Erfahrungen: etwa Spitzenrestaurants, stilvolle Bars oder luxuriöse Reiseangebote, die die Markenwelt erweitern. Für die sehr kaufkräftige Kundschaft braucht es weitere Extras wie handgefertigte Waren oder limitierte Editionen – das kostet. Und nicht alle sind zu derlei Investitionen in der Lage. Die "Aspirational Clients" (zu Deutsch: aufstrebende Kunden), die für rund 80 Prozent des Umsatzes sorgen, konsumieren in schwierigen Zeiten weniger. Der Second-Hand-Markt boomt. Neue Kunden könnten aus Wachstumsregionen wie Indien oder Südafrika kommen, auf die die Luxuslabels daher bereits den Blick richten. Die gute Nachricht: Bestimmte Taschen, Uhren und Schmuck sind für viele Käuferschichten heute weniger Statussymbol als eine Geldanlage, deren Nachfrage hoch und stabil ist. Unternehmen wie Hermès, die hier entsprechend positioniert sind, profitieren. Fazit: Nach Krisen und Zöllen scheint sich der Markt zu fangen. Doch es trennt sich die Spreu vom Weizen: Wer höchste Exklusivität für kaufkräftige Zielgruppen bietet, hat aktuell bessere Karten.
