Vogelgrippe: Deutsche Weihnachtsgans wird knapp – Preise steigen
Die Vogelgrippe breitet sich rasant in Deutschland aus – mehr als 1,5 Millionen Tiere wurden deshalb getötet. Das könnte Auswirkungen auf den Festtagstisch haben. Hierzulande gelten die beiden letzten Monate des Jahres traditionell als Gänsezeit. Besonders an Weihnachten kommt bei vielen Menschen Gänsebraten auf den Tisch. Doch in diesem Jahr könnte das klassische Gericht zur Rarität werden. Wegen der Geflügelpest warnt der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) vor einem knappen Angebot und steigenden Preisen. Mehrere Betriebe hätten die Schlachtung vorgezogen, um einem möglichen Ausbruch der Vogelgrippe zuvorzukommen. Auch aus Polen , dem wichtigsten Importland für Gänsefleisch, sei mit Engpässen zu rechnen. Dadurch könnte es auch zu steigenden Kosten in der Gastronomie kommen, sagt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): "Sollte es durch die Vogelgrippe zu einer weiteren Verknappung [...] kommen, sind weitere Preiserhöhungen nicht auszuschließen." Vogelgrippe : Was Sie vor dem Verzehr von Geflügel und Eiern beachten sollten Tausende Arbeitsplätze in Gefahr : Deutsche Traditionsbranche in der Krise Die Preise für deutsche Gänse im Einzelhandel liegen derzeit laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) bei durchschnittlich 19,30 Euro pro Kilo – das sind 53 Cent mehr als im Vorjahr. Der ZDG rechnet mit Preisen zwischen 18 und 22 Euro pro Kilo. Bei importierten Gänsen beobachtet der Verband eine deutliche Preissteigerung von bis zu 120 Prozent. Polnische Erzeugnisse seien im vergangenen Jahr im Großhandel für 3 Euro und weniger je Kilo angeboten worden. Geflügelpest breitet sich rasant aus Die Geflügelwirtschaft hat mit den Auswirkungen der Vogelgrippe zu kämpfen. Die sogenannte Geflügelpest ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem Wasservögel wie Gänse und Enten betrifft. Sie wird durch das Virus H5N1 ausgelöst und kann sich sowohl direkt durch Kontakt zwischen Tieren als auch indirekt über Kleidung und Futter verbreiten. Seit September wurden laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bundesweit rund 1,5 Millionen Tiere getötet. Mehr als 100 Ausbrüche in Geflügelbetrieben wurden registriert, allein 63 davon in Niedersachsen. Dort wurden laut Landwirtschaftsministerium etwa eine Million Tiere getötet. Das FLI warnt vor einer steileren Entwicklung als im bisherigen Rekordwinter 2020/2021. Die Ansteckungen werden durch Wildvögel getrieben, die sich mit dem Virus infizieren und dann in Kontakt mit freilaufendem Geflügel kommen. Inzwischen gelten deshalb in mehreren Bundesländern Stallpflichten. Der ZDG fordert, diese bundesweit auszuweiten. "Die herbstliche Zugvogelsaison und die hohe Viruslast erhöhen das Risiko zusätzlich", sagt der Verband t-online. Landwirtschaftsbetriebe unter Druck Doch die Stallpflicht stößt bei Gänsen an ihre Grenzen. So berichtet ein Betrieb aus NRW, der anynom bleiben möchte, auf Anfrage von t-online: "Gänse sind Weidetiere. Eine dauerhafte Stallhaltung stresst sie". Für die Höfe sei die Situation eine große wirtschaftliche Herausforderung. "Fällt ein Stall in ein Beobachtungsgebiet, darf dieser keine Ware exportieren. Bei einem Ausbruch droht die Keulung – ein erheblicher Verlust", teilt der Betrieb mit. Die Tötung erfolgt in der Regel unter behördlicher Aufsicht und nach tierschutzrechtlichen Vorgaben. Meist werden die Tiere per Gas eingeschläfert. Anschließend übernimmt ein zertifizierter Fachbetrieb die Entsorgung. "Das erfolgt über thermische Behandlung, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern", beschreibt der Betrieb die Verbrennung der Tiere. Zwar hilft dann die Tierseuchenkasse, in die alle Betriebe einzahlen müssen. Doch der finanzielle Schaden ist oft größer, besonders bei Tieren kurz vor der Schlachtung. "Die Seuchenkasse ersetzt nicht den kompletten Ausfall", so der Betrieb aus NRW. Erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen In dem am stärksten betroffenen Bundesland Niedersachsen hat die dortige Tierseuchenkasse bislang fünf Millionen Euro für die Tötung von Tieren aufgewendet. Weitere zehn Millionen Euro könnten für Entsorgung, Reinigung und Entschädigungen hinzukommen. Die Gesamtkosten für den Verband liegen demnach bereits jetzt bei rund 17 Millionen Euro. Wie hoch der finanzielle Schaden für die Branche insgesamt ist, lässt sich laut ZDG jedoch bislang nicht abschätzen. Doch die wirtschaftlichen Folgen sind erheblich. Heidemark Landfrische, ein Geflügelhalter aus Niedersachsen, erklärt auf Anfrage von t-online: "Je nach Verlauf der Seuche sind langfristige Folgen für die gesamte Branche nicht auszuschließen." Der ZDG fordert daher klarere Notfallpläne und mehr Forschung an Impfstoffen. Nur so könne die Geflügelwirtschaft in Zukunft besser gegen solche Krisen gewappnet sein.
