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Октябрь
2025

Hat sich was gedreht?

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Da erlebt man den ersten Sieg im eigenen Stadion seit Monaten, geht beschwingt nach Hause, setzt sich vor den Rechner, um das erlebte zu rekapitulieren – und dann ist die Website down. So ist der Sieg über Karlsruhe nun zum Zeitpunkt des Schreibens schon wieder anderthalb Tage her und der emotionale Schwung weicht nach und nach seitenwahltypischer Skepsis.

Dennoch gibt es allerlei positive Erkenntnisse nach dem Weiterkommen im DFB-Pokal. Zu allererst: Borussia ist weiter im DFB-Pokal. Das ist gut fürs Gemüt und die Vereinskasse. Noch in diesem Jahr gibt es ein weiteres Pokalspiel, mit ein wenig Glück im eigenen Stadion, mit noch mehr Glück einmal mehr gegen einen Gegner aus der Kategorie machbar. Kann natürlich auch sein, dass wir nach München müssen. Dann kommt‘s vielleicht im Free-TV, ansonsten naja.

Eine wirklich halbwegs beruhigende Erkenntnis: Der gefühlte Zweitligakader, den Eugen Polanski gerade zur Verfügung hat, ist immer noch besser als ein echter Zweitligakader, auch der eines Teams aus den oberen Regionen jener Liga, in die abzusteigen leider immer noch eine sehr realistische Option für Borussia ist. Die Partie mag unnötig spannend gewesen sein, Borussia war unbestreitbar die deutlich bessere Mannschaft und hat das Spiel hochverdient gewonnen.

Positiv auch: Mit Machino und Honorat war gelegentlich wirklich Tempo im Spiel, auch Tabakovic ist gar nicht so langsam. Offensiv sah das zeitweise schon ganz gut aus, wenn auch die Chancenverwertung mit unterirdisch noch euphemistisch beschrieben ist. Borussia hätte das Spiel gut und gerne 4 oder 5:0 gewinnen können. Dass es am Ende eines Tores in der 89. Minute bedurfte um hörbar Steine von Spieler- und Zuschauerherzen fallen zu hören, führt uns nahtlos zu den Dingen, die weiterhin im Argen liegen.

Von Stabilität ist die Mannschaft weiterhin ein gutes Stück entfernt. Eigentlich immer, wenn Karlsruhe mal Fußball zu spielen versuchte, war Verunsicherung zu spüren. Zum Glück passierte das eher selten. Aber auch bei jedem langen und hohen Ball in den Gladbacher Strafraum wird ganz offenbar nicht nur das Publikum nervös. Das lag an diesem Abend nicht an Nico Elvedi. Das berühmte Elvedi-Delta (auf zwei ordentliche Spiele folgt todsicher eines, bei dem inkognito ein Drilling auf dem Platz herumlethargiert) bescherte uns einen zentralen Innenverteidiger in guter Verfassung, der jeden Kopfball holte – und noch einen ins gegnerische Tor bugsierte. Ansonsten experimentiert Eugen Polanski hinten weiter munter herum. Man muss feststellen, dass es wenig hilfreich ist, in jedem Spiel eine andere Abwehrformation auf dem Platz zu sehen. Inzwischen setzt Polanski offenbar grundsätzlich auf eine Dreierkette mit einrückenden Außenspielern – ob aus Überzeugung oder Verteidigermangel, bleibt offen. Aber auch dafür ist geeignetes Personal rar gesät. Das Experiment mit Manuel Friedrich in Berlin ging nicht gut aus, Fabio Chiarodia machte zunächst nicht den erwarteten nächsten Schritt und dann auch noch einen, der ihn für den Rest des Jahres zum Patienten macht. Joe Scally und Lukas Ullrich scheinen das Vertrauen des Trainers für den Moment verloren zu haben. So spielt dann Kevin Diks mittelmäßig links in der Dreierkette, Philipp Sander rechts, wo er es nicht wirklich schlecht macht, wo er aber seine eigentlichen Stärken kaum ausspielen kann. Beim Gegentor der Karlsruher irrten beide fernab von ihren Gegenspielern orientierungslos durch den Strafraum. Der von links eingerückte Luca Netz stand allein gegen zwei Angreifer, das sah blöd aus, aber Netz musste sich bei der Flanke für einen der beiden entscheiden – der Ball segelte dann leider zum anderen und um beim Abpraller zu reagieren, war Netz nicht geistesgegenwärtig genug.

Nicht unerwähnt lassen sollte man die Rolle von Kevin Stöger. Über kaum einen Spieler regten sich die Zuschauer während der Partie so intensiv auf. Daran sieht man, dass der Österreicher sich weiter sehr aktiv einbringt, denn wer abtaucht, kann auch nicht negativ auffallen. Die Anzahl der gelungenen Aktionen allerdings kann man an einer Hand, ach was, an zwei Fingern aufzählen. Die Ecke zum 2:0 ist da schon bei. Wenn die einzige Alternative zu Stöger allerdings wirklich Florian Neuhaus sein soll, dann ist es fast schon egal, ob der Mann mit der 7 weiter vergeblich versucht, Günter Netzer oder Stefan Effenberg zu sein.

Bei Borussia ist man in diesen Tagen realistisch, so traten sowohl Eugen Polanski als auch Sportkopf Rouven Schröder nach dem Spiel auf die Bremse. Schlüsse für die Bundesliga wollen sie aus dem Heimsieg im Pokal nicht ziehen. Gut für die mentale Verfassung, ja, aber mehr auch nicht. So ist das wohl. Ob der Erfolg mehr bedeutet, als das oben erwähnte Bonusspiel Anfang Dezember werden wir am Samstag am Millerntor und am Samstag darauf im Derby sehen. Danach reden wir vielleicht über umgestoßene Böcke und gelöste Brüste. Bis dahin erstmal nur darüber, ob und wie Polanski die Abwehr stabilisieren kann.