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Umstrittener Reagan-Spot: Wie Trump versucht, einen Nationalheiligen zum Schweigen zu bringen

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Ronald Reagan ist der Säulenheilige konservativer Amerikaner. Doch weil der Kritik an Strafzöllen übte, ordnet Donald Trump nun Zensur in einem fremden Land an. Was ist da los?

Noch vor wenigen Tagen protestierten Millionen von Amerikanern gegen das zunehmend selbstherrliche Gebaren ihres Präsidenten. "No Kings" skandierten sie auf den größten Kundgebungen seit Jahrzehnten. Und es ist Donald Trump selbst, der nun den Beweis dafür liefert, dass die Kritik an seinem Autoritarismus nicht völlig aus der Luft gegriffen ist: Auf seiner Plattform Truth Social schimpfte er darüber, dass Kanada einen Spot von Ronald Reagan über Strafzölle ausstrahlen würde, obwohl er dessen Absetzung verlangt habe.

Trumps Zensurversuche im Ausland

"Ich wusste nicht, dass sie den Clip noch ein bisschen laufen lassen. Sie hätten ihn heute Abend absetzen können", sagte Trump. "Das ist ein schmutziges Spiel. Aber ich kann noch schmutziger spielen als sie." Gesagt, getan: Der US-Präsident kündigte als Strafe für den Ungehorsam zusätzliche Zölle gegen den Nachbarn in Höhe von zehn Prozent an. Weil ein fremdes Land, ein indirekt Trump-kritischen Spot ausstrahlt.

Der Spot des Anstoßes ist eine Minute lang und zeigt zur warmen Kinostimme Reagans Alltags-, Familien- und Jobszenen. Der frühere Präsident, der in den 50er- und 60er-Jahren als Schauspieler bekannt geworden war, ist in dem Clip bei seiner Fernsehansprache zu sehen – gekleidet in einem grün-schwarzen Holzfällerhemd. Aus dieser Rede von 1987 stammen auch die verwendeten Zitate – eine Warnung an die Schädlichkeit von Strafzöllen. 

Obwohl Reagans Rede original, wenn auch stark gekürzt ist, wütet der aktuelle Präsident über die angeblich "gravierende Falschdarstellung der Fakten und eines ihres feindlichen Akts." Was genau falsch an den Worten seines Vorgängers ist, verrät Trump jedoch nicht. 

Den Erben Reagans fehlt die Genehmigung 

Das "Ronald Reagan Presidential Foundation & Institute", das das Erbe des verstorbenen Staatsoberhaupts verwaltet, beklagt sich zwar auch, aber nicht inhaltlich. Es kritisiert, die fehlende Genehmigung für die Zitate im Werbeclip, und dass die Macher des Videos die Aussagen "selektiv genutzten" hätten.

Ronald Reagans TV-Sprache über Strafzölle von 1987:

Ronald Reagan Rede 1987 Strafzölle

Der kanadische Sender CBC hat die im Spot verwendeten Zitate und die 38 Jahre alte, fünfminütige Originalrede miteinander verglichen. Und siehe da, die für eine TV-Ansprache ungewöhnlich tiefgehende Analyse des Handelsstreits mit Japan trifft in beiden Versionen ziemlich genau die Lage im Jahr 2025. 

Die Variante, die den amtierenden US-Präsidenten verärgert, liest sich im Transkript so:

"Wenn jemand sagt: 'Wir sollten Zölle auf ausländische Importe erheben', sieht es so aus, als würde er etwas Patriotisches tun, indem er amerikanische Produkte und Arbeitsplätze schützt. Und manchmal funktioniert das auch für kurze Zeit – aber eben nur für kurze Zeit.

Langfristig schaden solche Handelsbarrieren jedoch allen amerikanischen Arbeitnehmern und Verbrauchern. Hohe Zölle führen unweigerlich zu Vergeltungsmaßnahmen seitens anderer Länder und lösen heftige Handelskriege aus. 

Dann kommt es zum Schlimmsten: Märkte schrumpfen und brechen zusammen, Unternehmen und Branchen schließen, und Millionen von Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz.

Weltweit wächst die Erkenntnis, dass der Weg zum Wohlstand für alle Nationen darin besteht, protektionistische Gesetze abzulehnen und einen fairen und freien Wettbewerb zu fördern. 

Die Arbeitsplätze und das Wachstum Amerikas stehen auf dem Spiel."

Trump will, dass der Nationalheilige schweigt

Ronald Reagan ist für konservative und rechte Amerikaner ein Nationalheiliger. Eigentlich. Doch sein Wirtschaftsliberalismus passt nicht zum Protektionismus, von dem sich Trump und seine Anhänger eine Wunderwirkung auf ihre Wirtschaft erhoffen. Und so kommt es, dass Donald Trump nun versucht, den Republikaner, von dem er den Spruch "Make America Great Again" übernommen hat, im Ausland zu zensieren.