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Trump: US-Präsident verspottet Botschafter – doch der sitzt am Tisch

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Bei einem Treffen im Weißen Haus kommt es zu einem diplomatischen Eklat. Dieser hat Folgen bis in die australische Innenpolitik. Dass die Welt seit dem erneuten Amtsantritt von Donald John Trump eine andere ist, ist nicht nur in den USA spürbar. Der lange Arm des US-Präsidenten reicht bis in die Innenpolitik vieler Länder. Von Venezuela bis Italien . Das bekommt derzeit unter anderem Giorgia Meloni zu spüren. Die muss sich heftiger Kritik ihrer ehemaligen Parteigänger erwehren. Der Vorwurf lautet: Meloni verstehe sich zu gut mit dem Mann im Weißen Haus. Unter den Gefolgsleuten der rechten Partei "Indipendenza" ruft das offenbar großen Unmut hervor. Zu wenig antiamerikanisch, zu wenig nationalistisch verhalte sich Meloni, heißt es. Die Ministerpräsidentin verrate die italienischen Ideale. Auch in Australien gab es in den vergangenen Stunden ein mittelschweres Politikbeben. Kevin Rudd, der Botschafter Australiens in den USA, habe sich am Montag beim Staatsbesuch des australischen Premierministers Anthony Albanese im Weißen Haus nach allen Regeln der Kunst vorführen lassen – so sehen es jedenfalls die australischen Liberalen. Die Liberal Party, das muss man wissen, sitzt derzeit in Canberra in der Opposition. Die Partei ist nach der herben Wahlniederlage bei den Parlamentswahlen im Mai angeschlagen – da kommt ein Fauxpas eines Regierungsmitglieds gelegen, um Stimmung gegen die Arbeiterpartei von Albanese zu machen. Und Rudd wurde von Albanese als US-Botschafter nominiert. Aber was war überhaupt passiert? Trump: "Ich kann sie nicht leiden" Bei einer Runde mit Journalisten im Kabinettsraum des Weißen Hauses fragte ein Reporter den US-Präsidenten, ob er wisse, dass Rudd in sozialen Medien Trump-kritische Postings abgesetzt hatte. Der Republikaner zeigte sich erstaunt, wandte sich zunächst an Albanese, überlegte es sich dann aber anders. "Sag' es mir nicht, ich will es gar nicht wissen", beschied er Australiens Premierminister. Gelächter unter der australischen Delegation. Dann fragte Trump den Reporter, ob Rudd immer noch Botschafter in den USA sei. Woraufhin der Journalist ihm mitteilte, dies sei durchaus der Fall, schließlich sitze er mit am Tisch. Offenbar hatte Trump gar nicht mitbekommen, dass Australiens Botschafter Teil der Delegation im Weißen Haus war. Rudd signalisierte mittels eines verlegenen Handzeichens seine Anwesenheit, und versuchte sich mit einer Erklärung: "Bevor ich diese Position [des Botschafters] innehatte..." Doch weiter kam er nicht. Trump unterbrach ihn abrupt. "Ich kann sie nicht leiden", sagte er, "und daran wird sich wohl auch nichts ändern. Nächste Frage". Rudd schaute betreten wie ein Schuljunge, der gerade des Klassenraums verwiesen wurde. Rücktrittsforderungen an Kevin Rudd In Australien schäumte daraufhin die Opposition. "Kevin Rudd war der Elefant im Raum. Das ist ziemlich unangenehm", sagte die neue Liberal-Vorsitzende Sussan Ley. "Es hat fast ein Jahr gedauert, bis dieses Treffen zustande kam, und dann dieses Versagen des Botschafters". Rudd hatte noch während Trumps erster Amtszeit scharfe Kritik am US-Präsidenten geübt. Ihn unter anderem einen "Verräter an den Werten des Westens" und ihn den "gefährlichsten Präsidenten der Geschichte" genannt. Einen dementsprechenden Tweet löschte er jedoch nach der Wiederwahl Trumps im November 2024 wieder. Auch weitere australische Oppositionspolitiker schlossen sich der Rücktrittsforderung an. Australiens Premier Albanese stärkte seinem Botschafter dagegen demonstrativ den Rücken. "Wenn es einen fleißigeren Botschafter im Kongress gibt, dann lassen Sie es mich bitte wissen, denn Kevin arbeitet sich die Seele aus dem Leib und scheint alles zu wissen", sagte Albanese am Rande eines Treffens mit Politikern in Washington . Wie später bekannt wurde, soll sich Rudd unmittelbar nach dem Vorfall beim US-Präsidenten für seine früheren Äußerungen entschuldigt haben. Das berichteten australische Delegationsmitglieder der ABC. Woraufhin Trump entgegnete: "Dann ist das hiermit erledigt. Ich verzeihe ihnen". Kritik am US-Präsidenten hat Konsequenzen Doch auch das war der australischen Opposition nicht genug. "Er hat bis jetzt gewartet, bis sein Premierminister im Raum sitzt und die ganze Welt zusieht", sagte der Liberal-Abgeordnete Jonathan Duniam. Seiner Meinung nach hätte Rudd sich schon bei einem Besuch in Trumps Privatresidenz in Mar-a-Lago im Januar entschuldigen sollen. Wiederum andere fragen sich, warum der Spitzendiplomat Rudd – der selbst einmal australischer Premierminister war und während dieser Zeit beste Beziehungen zu den USA unterhielt – sich überhaupt entschuldigen sollte. Malcolm Turnbull, ehemaliger australischer Premier und Mitglied der Liberalen, verteidigte die Entscheidung, Rudd mit zu dem Treffen zu Trump zu nehmen, als "starken Schritt". "Ich würde denken, dass Rache an Kevin Rudd ganz unten auf Donald Trumps Prioritätenliste steht. Und ich denke, seine eher ironischen Bemerkungen sind ein Beweis dafür". Der Umgang mit dem bisweilen erratisch agierenden US-Präsidenten führt derzeit also sowohl in Italien als auch in Australien zu innenpolitischen Verwerfungen. Der erfahrene Diplomat Rudd trug es jedenfalls mit Fassung. Am Tag nach dem Eklat im Weißen Haus sagte er der Zeitung "The Australian Financial Review": "Ich lebe noch".