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ZDF-Fernsehgarten: Deshalb braucht er Andrea Kiewel

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Wenn jemand versucht, Andrea Kiewel im "ZDF Fernsehgarten" das Wasser zu reichen, dann endet das im Regenguss – jedenfalls für Rudi Cerne. Eine Kolumne von Janna Halbroth. "Sie ist legendär, unübertroffen und sie ist laut", sagt eine Stimme zu Beginn des "ZDF-Fernsehgartens". Die Rede ist zwar von der Spezialfolge "Mallorcaparty", aber wer bei dieser Beschreibung nicht zuerst an Andrea Kiewel denkt, der hat wohl zu lange im Regen gestanden. Ikke Hüftgold: "Doppelmoral des ZDF widert mich an" Seit immerhin fast 25 Jahren moderiert die 60-Jährige eine der erfolgreichsten Musikshows des deutschen Fernsehens und ist immer noch da. Als Frau sucht sie dabei vergeblich ihresgleichen. Vielen ist sie dabei zu laut, zu unangepasst, zu schrill, zu anders, zu jung angezogen, zu alt geworden. Vertraut man auf Social Media und Schlagzeilen, macht sie offenbar vieles falsch. Dabei musste man ihr nur einmal einen ganz normalen durchschnittlichen Mann an die Seite stellen, um zu erkennen, dass sie doch ganz schön richtig ist für diesen Job. Denn als Kiewel am vergangenen Sonntag in Mainz auf dem Lerchenberg plötzlich in Begleitung eines seriösen Mannes erschien und sich der Himmel schlagartig verdunkelte, brachte diese Szene doch einen erhellenden Moment. Der "ZDF-Fernsehgarten" machte mal wieder auf Mallorca , und ausgerechnet "Aktenzeichen XY"-Star Rudi Cerne verirrte sich in die Gefilde der feierwütigen Schlagerfans. Holpriger Start lässt Kiwi nur noch höher springen "Wo bin ich denn hier reingeraten?", fragte sich nicht nur Cerne selbst, sondern auch das Publikum. Gekleidet, als habe er sich eine Stunde als Vertretungslehrer in der "Tagesschau" erhofft, wirkte der 66-Jährige schon beim Betreten der Bühne sichtlich überfordert. Gut, fairerweise muss man dazu sagen, dass währenddessen Almklausi auf selbiger Bühne "Wie heißt die Mutter von Niki Lauda ?", fragte und rund 6.000 Menschen wie selbstverständlich brüllend antworteten: "Maaaaaaamaaa Laudaaaaa!" Hätte Klausi zu diesem Zeitpunkt längst verschwunden sein müssen? Vermutlich. Stahl er dem Moderationsduo mit seinem eingängigen Song die Show? Kann man so sagen. Brachte es Cerne aus der Ruhe? Definitiv. Juckte es Kiewel? Kein bisschen. Sie packte ihren Kollegen am Handgelenk, zwang ihn wider Willen zu etwas, das als Schunkeln gedeutet werden könnte und stieg gleich ein in das Gegröle: "Mammaaaaa Laudaaaaa!" Werden Kiwi im Live-TV Steine in den Weg gelegt, springt sie einfach darüber und singt dabei noch lauthals. Ja, die Ballermann-Mucke ist gewöhnungsbedürftig. Viele finden es vielleicht wenig unterhaltsam, wenn sie auf unterschiedlichste Weise zum Saufen animiert oder aufgrund akuter Hässlichkeit zum Bierholen geschickt werden oder Fotos an Schatzis verschenken müssen oder als "Däpp" bezeichnet werden – selbst dann, wenn es sich dabei um Johnny handelt. Aber, und das ist der entscheidende Punkt: Es gefällt sehr, sehr vielen Menschen eben doch. Sorgen vergessen, Kopf aus, Partymodus an – Ballermann steht für Eskapismus in Hochform. Und wer kann die Feiermeute besser im Zaum halten als Kiewel alias Kiwi alias Mama "Fernsehgarten" Laudaa(!) höchstpersönlich. Selbst das Unwetter , das am Sonntag wieder einmal dazu führte, dass der "ZDF-Fernsehgarten" ausgerechnet zur Mallorca-Folge evakuiert werden musste , konnte ihr nichts anhaben. Minutenlang überbrückte sie das Chaos, ließ mehr Wörter auf die Zuschauerohren einprasseln, als der Himmel Regentropfen gen Mainz schicken konnte. Und Cerne? Der würde das auch, und zwar gerne, können. Aber er kann es nicht. Denn, was Kiwi so besonders macht, ist ihre Hemmungslosigkeit, die sie ohne Punkt und Komma quasseln lässt. Cerne hingegen, bedacht auf sein Image, fuhr mit angezogener Handbremse durch die Sendung und donnerte trotzdem mit Höchstgeschwindigkeit gegen die Wand. Das konnte man trotz des Gewitters in Mainz noch lange hören. "ZDF-Fernsehgarten": Warum das ZDF 6.000 Besucher evakuierte "Wie sieht es am Anfang eines Tages aus, wenn ich weiß, dass ich jetzt acht Stunden da oben performen muss?", fragte er Mallorca-Legende Jürgen Milski . Cerne hält sich wohl wenig am Malle-Tatort Megapark auf und hat so gar keine Ahnung von dem Fall, den er da zu lösen versuchte. "Ein Auftritt dauert ja nicht acht Stunden", korrigierte Milski ihn dezent, "sondern eher so zwischen 40 und 45 Minuten". Jaaaa, mag sein, aber Cerne hatte nun mal irgendwas mit acht Stunden auf seinen sorgfältig vorbereiteten Moderationskarten stehen und hakte deswegen noch mal nach: "Also die ganze Veranstaltung dauert acht Stunden, oder wie?" Völlig Banane fand Kiwi dieses Geeiere um die Zahlen und griff ein: Oleeee, oleeee. Cerne versteckte sich daraufhin in weiten Teilen der Sendung, die übrigens nach der Evakuierung nur noch in einem Notfallstudio stattfinden konnte, im Hintergrund und kritzelte mathematische Gleichungen auf seine Moderationskarten, um auf das Ergebnis "acht" zu kommen. Ja, sie trifft nicht immer den richtigen Ton. Manchmal sind ihre Bemerkungen anzüglich, manchmal irritierend. Und trotzdem ist sie genau die Richtige für den "ZDF-Fernsehgarten".