Kriminalität: Verletzte in Fußgängerzone: FBI prüft Terrorverdacht
Ein Mann wirft einen Brandsatz in eine Menschenmenge und ruft "Free Palestine" - das berichten Zeugen nach einer Attacke in Colorado. Hatte es der Täter auf die jüdische Gemeinde abgesehen?
Die Bundespolizei FBI ermittelt nach einer Attacke mit sechs Verletzten in einer Fußgängerzone im US-Bundesstaat Colorado wegen Terrorverdachts. Es sei klar, dass es sich bei dem Vorfall am Nachmittag (Ortszeit) in der Stadt Boulder um einen "gezielten Gewaltakt" handele, teilte ein FBI-Vertreter auf einer Pressekonferenz am späten Abend mit. Zeugen zufolge habe ein männlicher Täter einen behelfsmäßigen Flammenwerfer bei dem Angriff benutzt, einen Brandsatz in eine Menschenmenge geworfen und während der Attacke "Free Palestine" gerufen.
Der 45-jährige Tatverdächtige wurde später vor Ort festgenommen. Die Opfer sind nach Polizeiangaben zwischen 67 und 88 Jahre alt.
Geheimdienstkoordinatorin: Angriff galt jüdischer Gemeinde
Die US-Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard sprach auf der Plattform X von einem "gezielten Terrorangriff auf ein wöchentliches Treffen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde". Diese hatten sich demnach versammelt, um auf das Schicksal der israelischen Geiseln aufmerksam zu machen, die nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas aus Israel im Oktober 2023 in den Gazastreifen entführt wurden und dort noch immer festgehalten werden.
Der örtliche Polizeichef Steve Redfearn sagte in einer ersten Pressekonferenz zunächst, die Ermittler prüften, ob der Angriff einer friedlich demonstrierenden, pro-israelischen Gruppe gegolten habe oder anderen Personen. Es sei noch viel zu früh, um über das Motiv zu spekulieren, sagte er. "Wir sprechen zum jetzigen Zeitpunkt nicht von einem Terrorangriff."
FBI-Chef Kash Patel sprach zu diesem Zeitpunkt hingegen schon von einem "gezielten Terrorangriff". Auch US-Außenminister Marco Rubio und Heimatschutzministerin Kristi Noem ordneten den Vorfall auf der Plattform X schnell als Terrorangriff ein. "Terror hat keinen Platz in unserem großartigen Land", schrieb Rubio. Man bete für die Opfer.
Um was für Verletzungen handelt es sich?
Die örtliche Polizei erhielt Redfearn zufolge in einem ersten Anruf zu dem Vorfall die Information, dass Menschen in Brand gesetzt worden seien. Die Verletzungen der Opfer passten dazu, sagte er - auch wenn die Polizei zu diesem Zeitpunkt noch keine gesicherten Erkenntnisse zum Tathergang hatte
Redfearn sprach von Verbrennungen und anderen Verletzungen. Den Polizeiangaben zufolge ist mindestens eines der Opfer sehr schwer verletzt und befindet sich womöglich in einem kritischen Zustand. Andere hätten leichtere Verletzungen erlitten. Auch der mutmaßliche Täter wurde demnach leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht.
In der Innenstadt von Boulder sperrte die Polizei nach dem Vorfall zunächst ein großes Gebiet ab. Geschäfte wurden geschlossen und Anwohner wie Passanten gebeten, die Gegend zu meiden. Da zum Tatzeitpunkt viele Menschen dort unterwegs waren, erhofft sich die Polizei Aufschluss durch Zeugenaussagen.
Tödliche Schüsse in Washington liegen nicht lange zurück
Erst vor anderthalb Wochen hatte eine tödliche Attacke in der US-Hauptstadt Washington weltweit großes Entsetzen ausgelöst: Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden dort vor dem Jüdischen Museum erschossen. Der mutmaßliche Schütze begründete die Tat laut einem Dokument der Anklage mit Unterstützung für die Palästinenser während des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen.
Seit Beginn des Krieges vor mehr als eineinhalb Jahren wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Auslöser des Krieges war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.