Gerichtsurteil erschüttert Scott Sports: Beat Zaugg verliert Anteile an Youngone
Der langjährige Scott-Patron Beat Zaugg muss nach einem Schiedsspruch der Internationalen Handelskammer (ICC) seine verbliebenen 47 Prozent der Unternehmensanteile an den südkoreanischen Mehrheitseigner Youngone abtreten. Das Urteil markiert einen Wendepunkt im jahrelangen Machtkampf um die Schweizer Traditionsmarke.
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ICC-Entscheid: Youngone festigt Kontrolle
Wie mehrere Schweizer Medien berichten, bestätigte das ICC-Schiedsgericht in Paris am 6. Februar 2025 die Kaufoption Youngones für Zauggs Aktienpaket. Der Entscheid folgt auf Klagen beider Parteien, die sich gegenseitig Vertragsbrüche vorwarfen. Zauggs Gegenklage wurde dabei in allen Punkten abgewiesen – ein vernichtendes Signal für den 67-Jährigen, der Scott seit den 1990er-Jahren von einem Nischenbetrieb zur globalen Sportmarke formte. Der genaue Kaufpreis bleibt vorläufig offen; Experten vermuten jedoch, dass externe Gutachter die Bewertung überprüfen müssen.
Von Partnerschaft zum Zerwürfnis
Ursprünglich schien die Kooperation mit Youngone vielversprechend: Nach schrittweisen Aktienverkäufen ab 2013 sicherte sich der koreanische Outdoor-Spezialist 2015 die Mehrheit an Scott. Zaugg begründete den Schritt damals gegenüber Medien mit der Notwendigkeit, „das Risiko zu streuen“ und Wachstumskapital zu generieren. Doch spätestens nach der Finanzspritze von 150 Millionen Franken im Jahr 2024 eskalierte der Konflikt. Youngone warf Zaugg Geschäftsführungsfehler vor, entließ ihn im April 2024 als CEO und ließ sogar die Büroschlösser tauschen – ein Vorgehen, das damals einen Polizeieinsatz provozierte, der große Wellen schlug: Polizei bei Aufstand im Scott Hauptquartier.
Neue Führung, alte Herausforderungen
Seit August 2024 führt ein Duo aus Youngone-Finanzexperte Juwon Kim und Scott-Veteran Pascal Ducrot das Unternehmen. Schweizer Medien zufolge stößt die stabilisierte Führung bei den Schweizer Mitarbeitenden auf Zustimmung. Doch branchenweit bleiben die Sorgen groß: Wie andere Hersteller kämpft Scott mit Überbeständen und sinkender Nachfrage. Die aktuelle Marktlage – geprägt von Rabattschlachten und Insolvenzen wie bei Rocky Mountain Bicycles – dürfte die Übergangsphase zusätzlich erschweren.
Branche im Krisenmodus
Das Urteil trifft die Fahrradindustrie in einer prekären Phase. Lagerhallen sind überfüllt und Hersteller wie GT Bicycles pausieren ihre Produktion. Obwohl Scott durch Youngones Kapitalkraft bisher vergleichsweise robust wirkte, könnten die anhaltenden Führungsquerelen Partnerschaften belasten. Besonders europäische Händler, die bereits 2023 über Kommunikationschaos klagten, reagieren skeptisch auf die jüngsten Entwicklungen.
Was kommt als Nächstes?
Während Youngone die Konsolidierung vorantreibt, bleibt Zauggs Rolle unklar. Medienberichten zufolge plant er keine öffentlichen Stellungnahmen – ein Rückzug aus dem Unternehmen, das er über drei Jahrzehnte prägte, scheint jedoch unvermeidlich. Ob die neue Führung Scott zurück zu alter Stärke führt oder koreanische Strategien die Markenidentität verwässern, wird die kommende Produktpalette zeigen.
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