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Feuer in Los Angeles: Vater wartet am Bett seines behinderten Sohnes auf Hilfe – vergeblich

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Anthony Mitchell und sein Sohn Justin waren beide auf Rollstühle angewiesen. Als das Feuer in Los Angeles ausbrach, waren sie alleine zu Hause – und wurden Opfer der Flammen.

Mindestens 25 Menschen sind bei den verheerenden Bränden in Los Angeles gestorben, weitere werden noch vermisst. Zu den ersten Todesopfern gehörten Anthony Mitchell und sein Sohn Justin. Beide starben am 8. Januar in ihrem Haus in Altadena.

Während einige der Toten von L.A. das Feuer offenbar unterschätzten oder sich weigerten, ihre Häuser zu verlassen, wollten Vater und Sohn die Flucht ergreifen. Doch aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen waren sie auf Hilfe angewiesen – und die kam nicht rechtzeitig. Die Familie stellt sich nun die Frage, warum niemand die beiden vor den herannahenden Flammen rettete.Opfer von Los Angeles 13:33

Brände in Los Angeles: Vater wollte seinen Sohn nicht zurücklassen

Anthony Mitchell war 68 Jahre alt und hatte vier Kinder. Er litt an Diabetes und saß nach einer Beinamputation im vergangenen Jahr im Rollstuhl. In seinem Haus in Altadena lebte er zusammen mit seinen beiden erwachsenen Söhnen Justin und Jordan. Die beiden anderen Kinder leben weiter entfernt. Justin Mitchell litt laut US-Medienberichten an Zerebralparese, einer durch frühkindliche Hirnschädigung hervorgerufenen Bewegungsstörung. Auch er war auf einen Rollstuhl angewiesen und die meiste Zeit bettlägerig, wie seine Schwester Hajime White der "New York Times" erzählte. Jordan Mitchell, der andere Sohn, habe sich zusammen mit ambulanten Pflegekräften um seinen Vater und seinen Bruder gekümmert.

Am Tag, als das Feuer kam, sei Jordan jedoch gerade außer Haus gewesen. Bei einem Sturz hatte er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen, weshalb er sich im Krankenhaus behandeln lassen musste. Sein Vater habe die Gefahr kommen sehen, schon am Dienstag – einen Tag vor seinem Tod – habe er Hilfe angefordert, sagte Jordan Mitchell später dem Lokalsender KTLA. "Ich nahm an, dass sich jemand um sie kümmert." Auch sein Vater sei am Mittwochmorgen bei einem Telefonat mit seiner Tochter noch zuversichtlich gewesen.Feuerwehr bei Los Angeles kämpft gegen flammendes Inferno 08.03

Familie sucht nach Antworten

Am Abend waren Anthony Mitchell und sein Sohn Justin tot, auf Hilfe hatten sie vergeblich gewartet. Anthony Mitchells Leiche wurde am Bett seines Sohnes gefunden, offenbar hatte er bis zum Schluss dort gewacht, statt zumindest zu versuchen, sich auf eigene Faust zu retten. "Er glaubte an Familie und ich glaube, das ist einer der Gründe, die ihn das Leben gekostet haben", sagte Anthony Mitchell Jr., ein weiterer Sohn, dem Sender NPR. "Er wollte ihn nicht verlassen."

Nach Angaben seines Sohnes benutzte Anthony Mitchell nach seiner Beinamputation eine Prothese und hätte sich wohl selbst in seinen Rollstuhl hieven und damit die Flucht ergreifen können. "Er wollte seinen Sohn nicht zurücklassen – egal, was passiert", ist sich seine Tochter sicher.

Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich inmitten der Feuersbrunst in dem Haus abgespielt haben. Laut Anthony Mitchell Jr. soll eine Schwester seines Vaters noch versucht haben, die beiden zu retten, sein Vater habe sie jedoch nicht in das schon brennende Haus lassen wollen.

Die Hinterbliebenen beschäftigt die quälende Frage, warum trotz der Hilferufe ihres Vaters keine Rettungskräfte eintrafen. "Wo war der Krankenwagen? Wo waren die Pflegekräfte? Wo waren alle?", fragt Hajime White. Ein Sprecher der Feuerwehr von Los Angeles sagte der "New York Times", dass alle Kräfte bei dem Feuer im Stadtteil Pacific Palisades gebunden gewesen seien, als der sogenannte Eaton-Brand in der Gegend von Anthony Mitchell ausbrach.

Quellen: "New York Times", "Washington Post", NPR, KTLA 5