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Bildung: Studie: 40 Prozent aller Schulen haben Namenspaten

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Mehr als 4.300 Personen leihen deutschen Schulen ihren Namen. Unterrepräsentiert sind dabei Frauen und der jüdische Widerstand, wie eine Untersuchung jetzt ergeben hat.

Rund 40 Prozent der deutschen Schulen haben einen Namenspatron. Das geht aus der Studie "Wir geben Schulen den Namen" der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Kinderkanal von ARD und ZDF, KiKA, hervor. Der in Gießen vorgestellten Untersuchung zufolge leihen über 4.300 Personen deutschen Schulen ihren Namen. Die meisten von ihnen sind demnach Schriftsteller, Geistliche und Heilige sowie Politiker. Unterrepräsentiert sind Frauen oder etwa der jüdische Widerstand.

Platz 1 und 2 belegen demnach die Pädagogen Maria Montessori und Johann Heinrich Pestalozzi. Auf Platz 3 finden sich die Widerstandskämpfer Geschwister Scholl. Ebenfalls unter den Top Ten sind die Kinderbuchautoren Astrid Lindgren (Platz 4) und Erich Kästner (Platz 7). Die Dichter und Denker Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller belegen Platz 8 und 9. Vertreten sind auch christliche Personen wie Maria, die Mutter Jesu, auf Platz 6 und Martin von Tours, auch bekannt als Sankt Martin, auf Platz 10.

Mehrheit der Namenspaten ist männlich

"Auch wenn mit Maria Montessori eine Frau die Rangliste anführt: Die Studie belegt, dass nur etwa ein Sechstel der Schulen in Deutschland, die den Namen einer historischen Persönlichkeit tragen, nach Frauen benannt sind", teilten die Verfasser der Untersuchung mit. 

Ein weiteres Ergebnis: Zwar trügen viele Schulen die Namen sowohl von Opfern des Nationalsozialismus als auch von (deutschen) Widerstandskämpferinnen und -kämpfern gegen das NS-Regime, aber der jüdische Widerstand sei so gut wie kaum repräsentiert. "Die Benennung deutscher Schulen spiegelt damit ein zentrales Defizit der deutschen Erinnerungskultur", sagte der Studienleiter und Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur, Sascha Feuchert, laut Mitteilung.

Neben den zu erwartenden Paten gebe es auch einige handfeste Überraschungen, so Feuchert. Zu diesen zähle zum Beispiel Udo Lindenberg, der in Bayern einer Schule den Namen verleiht.

Potenzial für Auseinandersetzung mit demokratischen Werten

Die Datenbasis der Studie beruht nach Angaben der Verfasser auf Listen der Kultusministerien der 16 Bundesländer. Die Untersuchung kartografiere "erstmals ein zentrales Feld der Erinnerungskultur, das bislang kaum systematisch untersucht wurde, obwohl die Namensgebung mancherorts immer wieder für heftige Diskussionen sorgt". 

"Namen sind eben mehr als Schall und Rauch – die erinnerten Personen geben uns schließlich auch ihre Werte mit", erklärte Feuchert. "Deshalb darf es Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern nicht egal sein, wie eine Schule heißt." 

Gerade in Zeiten, in denen die Demokratie massiven Bedrohungen ausgesetzt sei und viel von der Resilienz der Schulen die Rede sein müsse, liege hier viel Potenzial brach, das zu einer kritischen, lebensnahen Auseinandersetzung mit demokratischen Werten und Normen beitragen könne, betonte er. Zudem haben laut Co-Autorin Jennifer Ehrhardt 60 Prozent der rund 31.000 deutschen Schulen gar keine Patin oder Paten. "Auch da liegt ein großes Potenzial" unterstrich sie.