Kriminalität: Doppelter Schaden durch Wirtschaftskriminelle
Der durch Wirtschaftskriminelle verursachte Schaden hat sich in Nordrhein-Westfalen innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Dazu haben bestimmte Spielarten besonders beigetragen.
Der durch Wirtschaftskriminelle verursachte Gesamtschaden hat sich in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr auf fast 770 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Im Vergleich zum Vorjahr, als er bei knapp 362 Millionen Euro lag, betrug der Anstieg fast 113 Prozent. Obwohl die Wirtschaftsdelikte nur 0,4 Prozent aller Straftaten in NRW ausmachten, lag der Anteil am Gesamtschaden aller Straftaten bei 38 Prozent. Das geht aus dem neuen Lagebild Wirtschaftskriminalität des Landeskriminalamts NRW hervor.
Zugleich war die Zahl der Straftaten deutlich rückläufig. Sie sank im vergangenen Jahr in NRW um 28 Prozent auf 5935 Taten - nach 8245 Taten im Vorjahr. Die Zahl der Tatverdächtigen sank ebenfalls von 6638 auf 5187. Die Aufklärungsquote lag bei fast 84 Prozent. Lediglich bei den Insolvenzstraftaten und den Taten im Zusammenhang mit Arbeitsverhältnissen war ein Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen.
Cybertrading-Betrug
Bei der Zunahme der Schadenshöhe spielte der Betrug über Cybertrading -Plattformen im Internet eine entscheidende Rolle. In diesem Bereich verdoppelte er sich der Schaden auf fast 70 Millionen Euro. Die Cybertrading -Portale seien professionell gestaltet und täuschten hohe Gewinne beim angeblichen Handel mit Differenzkontakten oder Kryptowährungen vor, so das LKA.
Bei den Insolvenzstraftaten stieg die Schadenshöhe von 160 auf 270 Millionen Euro. Noch stärker war der Anstieg im Bereich der Untreue von knapp 37 Millionen auf fast 272 Millionen Euro.
Privatjet auf Firmenkosten
Dabei schlug ein Fall besonders zu Buche: So habe der 68-jährige Gesellschafter einer in Düsseldorf ansässigen Aktiengesellschaft als Vorstand Unternehmensgelder in dreistelliger Millionenhöhe veruntreut. Unter anderem habe er einen Privatjet mit Unternehmensgeldern unterhalten. Das Unternehmen schlitterte damals in die Insolvenz.
Der Mann war vom Düsseldorfer Landgericht rechtskräftig zu fünf Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Bei dem Fall handelt es sich um die Pleite des Rezeptabwicklers AvP, die bundesweit zahlreiche Apotheken in Schieflage gebracht hatte.
Ein 49-jähriger Geschäftsführer soll, ebenfalls im Raum Düsseldorf, über einen Zeitraum von elf Jahren seinen Arbeitgeber mit Scheinrechnungen und fingierten Vergleichsvereinbarungen geschädigt haben. Das so veruntreute Firmenvermögen wird im Lagebild auf mehr als 15 Millionen Euro beziffert.