Manchester City : "Horrorshow": Pep Guardiola erlebt die schwerste Krise seiner Karriere
Pep Guardiola hat mit Manchester City zuletzt fünf Spiele in Folge verloren – das gab es noch nie. Die Gründe dafür sind zahlreich, aber einer sticht heraus.
Vielleicht haben die Verantwortlichen von Manchester City gedacht, dass eine bombastische Show zur Ehrung des Ballon d'Or-Gewinners Rodri (voller Name: Rodrigo Hernández Cascante) dem Elend ein Ende setzen würde. Vor dem Heimspiel gegen Tottenham Hotspur am vergangenen Samstag wurde dem spanischen Nationalspieler im Etihad-Stadion die ganz große Bühne bereitet. Sein Name leuchtete in überdimensionierten, funkensprühenden Buchstaben aus Feuer auf dem mit einer gewaltigen Plane abgedeckten Rasen, während der Geehrte den Weltfußballer-Pokal in die Höhe reckte.
Doch die glitzernde Show um Superstar Rodri, der die spanische Nationalelf im Sommer zum EM-Titel geführt hatte, zeigte hinsichtlich der akuten Formkrise keine positive (oder magische) Wirkung. Im Gegenteil. Mit 0:4 ging die Mannschaft von Pep Guardiola krachend gegen die Spurs unter und die Fans im Stadion wussten nicht, ob das Geschehen auf dem Rasen real war oder doch einem bösen Albtraum entsprungen. "Die Spurs zerlegten Man City in alle Einzelteile", resümierte der "Telegraph". Die erste Heimpleite seit November 2022 und nach 52 Spielen war zugleich die höchste seit 18 Jahren. Die "Manchester Evening News" nannte es eine "Horrorshow".
Eine neue Erfahrung für Pep Guardiola
Es war die fünfte Niederlage in Folge und sportlich ein neuer Tiefpunkt. Guardiola wirkte am Spielfeldrand sichtlich verzweifelt. So eine Krise hat der 53-Jährige in seiner Karriere noch nie erlebt (mit den Bayern verlor er einmal drei Spiele nacheinander, aber das hatte keine Auswirkungen) – es ist eine vollkommen neue Erfahrung für den Katalanen.
Die Konsequenzen könnten gravierend sein. Die Skyblues drohen den Meistertitel, den sie zuletzt viermal in Folge gewonnen haben, schon in der Hinrunde zu verspielen. In der Tabelle liegen sie zwar auf Platz zwei, aber bereits acht Punkte hinter dem FC Liverpool. "Es ist passiert. Wir müssen alles tun, um die Kurve zu kriegen, vor allem im nächsten Spiel", kommentierte Guardiola die Niederlage. Ausgerechnet in der schlimmsten Krise kommt es am nächsten Wochenende zum direkten Duell mit dem Rivalen im Anfield-Stadion.FS Hässlichste Fußballer-Statuen 17.49
So wirkte die Rodri-Ehrung vor der Partie nach der Partie wie böse Ironie. Der spanische Profi ist der wichtigste Spieler in Guardiolas Mannschaft. Doch seit er sich im September einen Kreuzbandriss im rechten Knie zuzog und lange ausfallen wird, fehlt dem Team das Herzstück im defensiven Mittelfeld. Seine überragende Bedeutung für die Mannschaft zeigt sich nun auch für die Anhänger auf schmerzhafte Weise. Mit Rodri verlor City seit Februar 2023 so gut wie nie, ohne ihn schnellte die Quote auf 35,7 Prozent hoch. Guardiola ist es nicht gelungen, einen adäquaten Ersatz auf dem Platz zu installieren. Gündogan sollte sich gegen Tottenham in Rodris Rolle versuchen, ist aber ein ganz anderer Spielertyp und ebenfalls nicht in Form.
Der negative Rodri-Effekt wird vielfach verstärkt
Der negative Rodri-Effekt wird durch eine Vielzahl weiterer Faktoren, die für die Formkrise der Cityzens verantwortlich sind, verstärkt. Einstige Leistungsträger wie Kyle Walker, Ilkay Gündogan oder Kevin De Bruyne haben ihren Zenit überschritten oder brauchen nach Verletzungen länger, um wieder in Form zu kommen. Hinzu kommt eine Torkrise. Solange Superstar Erling Haaland regelmäßig traf, gab es kein Problem. Allein in den ersten fünf Liga-Spielen markierte der Norweger zehn Tore, seitdem stockt es. Zuletzt traf er in den letzten sieben Partien nur zweimal.
Das Problem ist, dass andere Profis nicht für ihn in die Bresche springen. Der brillante Phil Foden, der in der vergangenen Saison allein in der Premier League 19 Tore schoss (27 Pflichtspieltreffer insgesamt), erzielte bislang nicht ein einziges Tor in der Liga. Hoffnungsvolle Neuverpflichtungen wie der brasilianische Rechtsaußen Savinho waren bislang komplett glücklos oder brachen sich das Bein wie Talent Oscar Bobb. Überhaupt die Verletzungsmisere: Gerade zu Saisonbeginn fielen zahlreiche Leistungsträger länger aus. Profis wie Jack Grealish oder De Bruyne sind aktuell nur ein Schatten ihrer selbst.
Die Vergangenheit hat mehrfach gezeigt, dass man Manchester City nicht zu früh abschreiben darf. Darauf setzt Guardiola. Am Dienstag gibt es in der Champions League gegen Feyenoord Rotterdam die Chance zur Trendwende.
Quellen: "The Athletic", "Kicker", "Süddeutsche Zeitung", DPA