"Bares für Rares": "Ich hab zwiespältige Gefühle dabei": Expertin kritisiert nackte Figur
Eine schöne Bronzefigur steht bei "Bares für Rares" zum Verkauf. Die Händler sind begeistert. Wäre da nicht die harsche Gesellschaftskritik der Expertin.
"Gefällt dir so etwas?", fragt Horst Lichter mit Blick auf die nackte Frau, die im Expertenraum von "Bares für Rares" steht. "Ich hab zwiespältige Gefühle dabei", antwortet Friederike Werner. Und erklärt auch den Grund: "Sie fühlt sich so unbeobachtet, ist es aber nicht. Sie ist einem großen Publikum ausgeliefert."
Die Eheleute Judith Gonzales und Tino Gonzales-Losa haben die Plastik in die ZDF-Trödelshow gebracht, um sie zu veräußern.
"Bares für Rares": "Sie kommt mir vor wie eine Märchenfigur"
Der Entwurf stammt von dem österreichischen Künstler Victor Seifert, wie die Expertin erläutert. Das Kunstwerk trägt den Namen "Die Trinkende". "Wir haben sie hier als nackte Figur vor uns, die ganz versonnen aus dem goldenen Becherchen trinkt", sagt Werner. "Sie kommt mir vor wie eine Märchenfigur. Sie hat die Augen geschlossen und genießt das frische Quellwasser."Interview Waldi Bares für Rares 18:10
Entstanden sei der Entwurf um 1910. In einer Zeit, in der man die nackte Figur gerne daheim zur Schau gestellt habe. "Sie war dazu da, angeschaut zu werden – fühlt sich aber selbst unbeobachtet", wiederholt die Expertin ihre Kritik vom Anfang.
Noch heute sei sie unseren Blicken ausgeliefert, so Werner. "Wir betrachten die damalige Gesellschaft auch dann kritischer." Da meldet sich Horst Lichter zu Wort: "Die Darstellung der Nacktheit gab es ja schon immer", wendet der Moderator ein. Da stimmt ihm Friederike Werner zu, und betont: "Im bürgerlichen Salon um 1900 gehörten diese wunderhübschen Frauenfiguren zum guten Geschmack." Licher ergänzt: "Weil der Rest ja auch sehr prüde war." Damit ist das ganze Problem der damaligen Gesellschaft in Bezug auf Frauen gut beschrieben.
Die hier ausgestellte Figur wurde um 1920 von der Gießerei Gladenbeck in Berlin produziert. Sie war so beliebt, dass sie hundertfach gegossen wurde.
Seinen Wunschpreis beziffert Tino Gonzales-Losa mit 2000 Euro. "Uiii", sagt Horst Lichter, in Erwartung eines deutlich niedrigeren Schätzwertes. Und tatsächlich: Friederike Werner taxiert den Wert auf lediglich 700 bis 800 Euro. Das ist für die Verkäufer auch in Ordnung.
Die Händler sind direkt angetan von der Bronze. Steve Mandel eröffnet die Versteigerung mit einem Startgebot von 500 Euro. Da fast alle Anwesenden mitbieten, steigt der Preis bis auf 1000 Euro. Für diese Summe erhält Mandel den Zuschlag. Damit sind die Verkäufer zufrieden.
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