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Naturschutz: Warum der Igel als bedrohte Art gilt und was ihm hilft zu überleben

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Die Weltnaturschutzorganisation hat den Igel zur bedrohten Tierart erklärt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Stacheltier.

Warum steht der Igel unter Naturschutz?

Der westeuropäische Igel (Erinaceus europaeus) auch Braunbrustigel genannt, steht seit kurzem auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Sie ordnet Tier- und Pflanzenarten je nachdem, wie stark ihr Bestand bedroht ist, in fünf Kategorien ein – von "nicht gefährdet", bis "vom Aussterben bedroht". Der Igel bekam bei der letzten Artenschutzkonferenz im Oktober den Status "potenziell gefährdet". Je nach Land sanken die Bestände in den vergangenen zehn Jahren zwischen 16 und 32 Prozent. 

Warum gerät das Stacheltier immer stärker in Bedrängnis?

Letztendlich ist es vor allem menschliches Handeln, dass dem Stacheltier zusetzt. Da ist zum einen der Autoverkehr. Rund eine halbe Million Igel sterben hierzulande jedes Jahr durch Autos. Eine Ursache dafür sind oft zu dichte Gartenzäune oder Mauern. Auf der Suche nach Nahrung laufen die Tiere dann lange Strecken entlang von Straßen und Bürgersteigen, bis sie ein Schlupfloch in den nächsten Garten finden. Biodiversität_Ramboll 15:14

Welche Bedrohungen sind noch hinzugekommen?

Vor allem die zunehmende Technisierung der Gärten schadet dem Igel. Zum einen werden sie oft Opfer von Rasenmährobotern, vor allem dann, wenn diese auch in den Abend- und Nachtstunden unterwegs sind. Jedes Jahr landen hunderte Tiere bei Tierärzten oder Aufzuchtstationen, denen Gliedmaßen oder Teile der Haut abgeschnitten wurden. Auch Laubbläser und Laubsauer sind problematisch. Sie sind nicht nur eine enorme Lärmbelastung für Igel, in der Laubstreu finden diese auch im Herbst noch viele Larven oder andere Tiere, die ihnen als Nahrung dienen können. Wird dies alles restlos entfernt, fehlen die Futterquellen.

Warum sind viele (junge) Igel so schwach und unterernährt?

Viele Igel leiden unter Nahrungsmangel. In zu sehr aufgeräumten Gärten mit englischem Rasen und Blumenrabatten finden sie kaum Insekten und deren Larven. So können sie sich kaum genug Fettpolster für die kalte Jahreszeit anfuttern. 

Wann braucht ein gefundener Igel unsere Hilfe?

Manche verspätete Jungigel sind jetzt noch tagsüber unterwegs, um sich weitere Fettreserven anzufressen. "Nur wenn ein Igel auffallend unterernährt oder krank ist, sollte er versorgt oder einer Igelstation übergeben werden", rät Stefan Bosch, Fachbeauftragter des Nabu. 

Was hilft Igeln das ganze Jahr über?

Wichtigstes Merkmal eines igelfreundlichen Gartens ist ein gewisses Maß an Unordnung und viele Naturelemente wie Hecke, Teich und Obstbäume. Zwischen Laub und Sträuchern, aber auch entlang von Steinmauern und unter Ästen und Zweigen finden die Tiere ihr bevorzugtes Futter: Schnecken, Insekten und deren Larven. Wichtig sei auch ein freier Zugang zum Garten, spricht ein Zaun durch den sich der Igel sich leicht hindurchbewegen kann, sagt Bosch. Kellertreppen, Lichtschächte und Regensammelgefäße sind oft gefährliche Fallen, die häufig kontrolliert oder abgedeckt werden sollten. Biodiversität 11.55

Welches Ersatzfutter ist gesund für Igel?

Definitiv ungeeignet sind Milch, Nüsse, Obst und Küchenabfälle, sagt Bosch: "Auch die im Handel erhältlichen Igelfuttersorten kann man getrost im Regal lassen, denn alle Sorten sind aufgrund ihrer Zusammensetzung für Igel nicht empfehlenswert." Als Ersatzfutter eignet sich Katzenfutter, das einen hohen Proteingehalt hat. Hundefutter besitzt im Gegensatz dazu einen zu hohen Anteil an Kohlenhydraten. Daneben sollten Igel Zugang zu einer sicheren Wasserquelle habe, in der sie nicht ertrinken können. 

Wo finden Igel im Herbst Unterschlupf?

"Das ideale Winterquartier besteht aus einem Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub", sagt Bosch. Ab anhaltenden Bodentemperaturen um null Grad suchen sie dort oder auch in Erdmulden oder unter Hecken Schutz vor Kälte. Wer Tieren einen dauerhaften Platz bieten möchte, könne den Reisighaufen mit einer Basis aus Feldsteinen versehen, rät der Experte. 

Bis wann dauert der Winterschlaf?

Ab Mitte November schlummern die meisten Igel. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen verschlafen sie die kalte Jahreszeit bis in den März oder April, bei Schlechtwetterperioden teils noch bis in den Mai hinein. Da die schlafenden Tiere bei Störungen nicht fliehen können, heißt das für Gartenbesitzer: Einmal geschaffene Unterschlupfe während des Winterhalbjahres bitte nicht mehr umsetzen. Vorsicht gilt auch beim Beseitigen von Sträuchern, beim Mähen unter tief liegenden Zweigen, beim Umgang mit Motorsensen und Balkenmähern.
 

Was, wenn Igel zwischendurch mal wach werden?

In milden Wintern kann man immer wieder Igel beobachten, die statt im Winterschlaf zu sein munter durch die Gärten laufen. "Dass Igel bei hohen Temperaturen aufwachen, ist aber normal und bei gesunden Tieren auch unproblematisch", sagt Bosch. Geschieht das im Laufe des Winters öfter, kann das allerdings an den Kräften der Igel zehren, denn das Nahrungsangebot ist dann relativ schlecht. Sobald die Temperaturen sinken, werden sich die Igel wieder in ihr Winterquartier zurückziehen.

Sollten gefundene Igel im Keller überwintern?

Lange Zeit galt das Einsammeln kleiner Igel im Herbst und die Überwinterung im Haus als probates Mittel, dem Wildtier Igel Überlebenshilfe zu geben. "Die gut gemeinten Aktionen erwiesen sich jedoch als wenig hilfreich und werden nicht mehr praktiziert", sagt Bosch. Stattdessen sollten Igel dort überwintern, wo sie zuhause sind: "draußen in der Natur."