YMCA und Donald Trump: Warum das Lied auf keiner Trump-Veranstaltung fehlt
Wer Veranstaltungen von Donald Trump besucht, wird immer wieder den Song "YMCA" der Village People hören. Doch warum hat Trump ausgerechnet dieses Lied als seine persönliche Hymne gewählt? David Schafbuch berichtet aus Washington Als Kamala Harris in der vergangenen Woche vor Zehntausenden in Washington sprach, war das Publikum für einige Minuten irritiert. Während die Menge auf die Rede der 60-jährigen demokratischen Präsidentschaftskandidatin wartete, wurde zur Einstimmung ein Lied gespielt, mit dem das Publikum eher nicht gerechnet hatte. "Das ist ein blöder Trump-Song!", rief eine Frau in der Menge, als sie die ersten Töne hörte. Es war der Discoklassiker "YMCA" der Village People. Tatsächlich ist das Lied längst ein Standardsong auf jeder Trump-Veranstaltung: Es läuft manchmal lange, bevor Trump die Bühne betritt, während er zum Rednerpult schreitet oder nach dem Ende seiner Auftritte – manchmal läuft es auch an einem Abend zu allen drei Zeitpunkten. Dazu tanzt der 78-Jährige auch gerne, streckt seine Arme abwechselnd zum Takt aus. Von außen wirkt die Wahl des Songs widersprüchlich: Der Hit aus dem Jahr 1978 ist weltweit bekannt als eine Hymne homosexueller Männer. Politisch hat Trump in der Vergangenheit allerdings die Rechte von Homosexuellen beschnitten und im Wahlkampf angekündigt, das im Falle eines Wahlsiegs auch bei trans Menschen zu tun. Warum spielt Trump also immer wieder dieses Lied? "Nationalhymne der Schwulen" Trump selbst erklärte in dem Podcast "Full Send" 2022, warum er das Lied so möge. Er wähle gelegentlich in seinem Anwesen in Mar-a-Lago in Florida die Musik auf Partys aus. Dabei sei der Discohit immer ein Erfolg. "Weißt du, was Leute in Schwung bringt? YMCA", sagte Trump zu seiner Musikauswahl. In dem Podcast nannte er den Titel die "Nationalhymne der Schwulen". Trump dürfte mit dem Lied schon lange vor seiner politischen Karriere in Berührung gekommen sein. Das Lied wurde 1978 veröffentlicht, als Trump 32 Jahre alt und bereits eine Lokalgröße in seiner Heimatstadt New York war. Die Band stammt ebenfalls aus der Stadt: Der Name der Gruppe ist angelehnt an das Stadtviertel Greenwich Village von Manhattan . In der Stadt gilt es als alternatives Zentrum, in dem auch viele Homosexuelle leben. Keine Begegnung mit der Band Trump, der in der Vergangenheit auch häufiger den Titel "Macho Man" der Band auf seinen Veranstaltungen laufen ließ, kann ansonsten keine Berührungspunkte mit der Gruppe aufweisen. Es ist öffentlich nicht bekannt, ob die Band und der damalige Unternehmer und heutige Politiker sich jemals persönlich getroffen haben. Gleichzeitig hat Trump bisher eine Politik verfolgt, die die Rechte etwa von Homosexuellen oder trans Menschen einschränkt. Im Wahlkampf verspricht er immer wieder, er wolle es künftig verbieten, dass Männer an Sportwettbewerben von Frauen teilnehmen dürfen. Das Versprechen zielt darauf ab, trans Menschen von Sportwettbewerben auszuschließen. Trump sprach auch davon, er werde sich als Präsident dafür einsetzen, dass nur zwei Geschlechter bei Kindern eingetragen werden können. Staatlichen Programmen zur Förderung von Diversität will er zudem die Gelder kürzen. Lied läuft bis heute Die Band selbst hat bisher gemischte Signale gegeben, wie sie zu der Musikauswahl des ehemaligen US-Präsidenten steht. Leadsänger Victor Willis hatte vor einigen Jahren davon gesprochen, dass er Trump zwar politisch nicht unterstütze, der Song allerdings für alle Menschen gedacht sei. Daher werde er sich auch nicht juristisch dagegen wehren, dass "YMCA" auf Trump-Veranstaltungen gespielt werde. Das könnte auch damit zu tun haben, dass die Band auch finanziell davon profitiert: 2020 sagte Willis dem britischen Sender BBC, dass der Song auch in den Charts wieder nach oben geklettert sei. Später änderte Willis allerdings seine Meinung zu Trump: 2023 tauchte ein Video auf, in dem eine Coverband den Song "Macho Man" spielte, während Trump anwesend war. Das Management der Gruppe gab anschließend eine Unterlassungsaufforderung ab. Demnach erwecke das Video den Eindruck, dass die Gruppe Donald Trump aktiv unterstütze. Zuvor hatte sich die Gruppe auch bereits von Trump distanziert, nachdem der sich kritisch zur "Black Lives Matter"-Bewegung geäußert hatte . Allerdings läuft "YMCA" bis heute auf nahezu jeder Veranstaltung des Präsidenten. Den Grund dafür enthüllte zuletzt das amerikanische Unterhaltungsportal "tmz": Frontmann Willis erklärte, dass Trump eine Lizenz für den Song beim Rechteinhaber BMI erworben habe. Dadurch könne der Präsidentschaftskandidat der Republikaner das Lied weiter bei seinen Wahlkampfauftritten benutzen. Willis selbst könne dagegen wenig tun. Gleichzeitig betonte er, dass er im aktuellen Wahlkampf Trumps Konkurrentin Kamala Harris unterstütze. Sie dürfe den Song gerne auf ihren Veranstaltungen nutzen, so wie in der vergangenen Woche in Washington.