Melania Trump im US-Wahlkampf: "Donald Trump hat nur vor einer Person Angst"
Melania Trump veröffentlicht ihre Memoiren – genau einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen in den USA. Was hat das zu bedeuten? In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch geht der Präsidentschaftswahlkampf in den USA in die heiße Phase. Das erste und vielleicht letzte TV-Duell der Kandidaten steht an: Kamala Harris und Donald Trump werden beim US-Sender ABC 90 Minuten lang diskutieren. Das Streitgespräch zwischen Trump und Biden im Juni zeigte, wie überraschend und folgenreich solche Formate sein können. Noch eine andere Sache bleibt aus dem Juni in Erinnerung: Während Joe Biden damals von seiner Ehefrau vor Ort unterstützt wurde und sich Jill Biden danach sogar an die versammelte Presse wandte, kam und ging Donald Trump allein. Seine Frau Melania glänzte mit Abwesenheit – und befeuerte damit die Gerüchte um eine zerrüttete Ehe. Verfolgt Melania Trump eine eigene Agenda? Inzwischen stellt sich die Lage etwas anders dar. Melania Trump nutzte nicht nur den Parteitag der Republikaner, bei dem ihr Mann offiziell als Kandidat nominiert wurde, für einen viel beachteten Auftritt – sie hat auch ein eigenes Projekt angekündigt. Denn Melania wird in wenigen Wochen ihre Memoiren veröffentlichen. Verfolgt die ehemalige First Lady eine Agenda? Wird sie dieses Mal beim TV-Duell dabei sein, um es womöglich in eigener Sache zu nutzen und PR für den 1. Oktober machen – den Veröffentlichungstermin von "Melania: A Memoir"? Der Autor und PR-Experte Bernhard Fischer-Appelt hat sich Melanias Auftreten und ihr Buchprojekt für t-online genauer angeschaut. Er ist sich sicher: "Für die Trumps geht es jetzt darum, das viel zu eckige und wütende Profil Trumps ein wenig von der Seitenlinie aus sympathischer zu machen. Dazu wird das Buch beitragen. Es wird sicherlich nicht das Zerstörungsbuch." Melania Trump selbst hat angekündigt, eine "sehr persönliche" Bestandsaufnahme ihres Lebens vorlegen zu wollen. Von einem "noch nie dagewesenen Einblick" ist die Rede. Dass die bislang vor allem als kühl und undurchschaubar geltende 54-Jährige bahnbrechend neue private Details preisgibt, bezweifelt Fischer-Appelt: "Es wird am Ende einige zitierbare, interessante, neue Geschichten geben, die jedoch auch weiterhin offenlassen, wie es bei den Trumps wirklich ist." Seit jeher wird die Ehe der Trumps von der Boulevardpresse intensiv begleitet – doch gesicherte Informationen sind rar, aus jeder noch so kleinen Kleinigkeit wird eine große Story gemacht. Ein Erfolgsgeheimnis dieser Verbindung? Das Geheimnisvolle, das die Trumps umgibt, könnte auch Methode sein. Vor allem Melania Trump hat dieses Verhalten zum Prinzip erhoben. Bernhard Fischer-Appelt sagt: "Ihr Verhalten sorgt für Aufmerksamkeit. Sie ist ein anderer Typ der First Lady. Sie sorgt für mysteriöse Gesten, die zur Spekulation einladen, und folgt nicht den Erwartungen. Genauso wie Donald Trump ein Macht-Gen hat, soll auch diese spekulative Kraft Macht und Eigenständigkeit zeigen." Der PR-Profi meint, die Buchveröffentlichung sei dafür das beste Beispiel. Denn die Ankündigung kam überraschend. Und doch ist sich Fischer-Appelt sicher, dass das Projekt von langer Hand geplant ist. "Das Timing für den Buch-Launch wurde sehr bewusst gewählt. Der Spannungsbogen ist jetzt maximal", sagt der Experte mit Blick auf die US-Wahlen am 5. November. Melania wird keine "schmutzige Wäsche waschen" Im heißen Endspurt des Wahlkampfes ein solches Thema zu setzen, zumal sich Melania bisher auffällig zurückhielt, sei laut Fischer-Appelt "sehr geschickt, weil so ganz gezielt intime Einblicke und ein Blick auf den Präsidenten vermittelt werden können". Und wäre auch das Gegenteil ein denkbares Szenario: Dass Melania Trump ihren Ehemann in dem Buch schlecht darstellt? Fischer-Appelt meint: "Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sie schmutzige Wäsche wäscht. Sie wird ihr eigenes Bild stärken und ihr Profil schärfen." Dennoch birgt die Veröffentlichung auch Risiken. "Melania steht als ehemalige First Lady schon lange im Kontrast zu Donald Trump", urteilt der Kommunikationsexperte und weiter: "Er hat nur vor einer Person Angst: Melania Trump." Eine Analyse, die sich mit der von Insidern deckt. Dasselbe sagte bereits Donald Trumps ehemalige Beraterin Kellyanne Conway über den Ex-Präsidenten in einem Ausschuss des Kongresses im Jahr 2022. "Melania hat dieses unklare Verhältnis immer durch Auftritte oder in Bildern geprägt, aber nie etwas Kritisches über ihren Mann offiziell gesagt. Das nährt jetzt Spekulationen." Auftritte wie der aus dem Jahr 2017: Donald Trump besuchte als damaliger US-Präsident den Staat Israel und wollte nach der Ankunft am Flughafen mit seiner Frau Händchen halten. Doch Melania erteilte ihm eine Abfuhr – und schlug seine Hand zur Seite. Schnell war von einer Ehekrise die Rede, doch sieben Jahre später ist das Paar immer noch zusammen, der gemeinsame Sohn Barron wuchs behütet in der Luxusresidenz Mar-a-Lago in Florida auf und studiert inzwischen in New York City. Dennoch meint auch Fischer-Appelt: "Bei allem, was man über Trump weiß: Wer glaubt da an eine makellose Ehe? Gerade das aber schadet Trump nicht. Während seine Gegner jede 20 Jahre zurückliegende Jugendsünde haarklein darstellen müssen, lebt Trump mit einem ruinierten Ruf ungeniert." Die Trumps und "die Wahrheit" Vermutlich auch wegen solcher hartnäckigen Gerüchte kündigte Melania Trump ihr Buch mit den Worten an: Sie sei immer wieder das "Subjekt öffentlicher Prüfung und Falschdarstellung" und wolle nun "die Fakten klarstellen". Was das ehemalige slowenische Model dabei besonders betont: Es gehe um "die Wahrheit". Ein Narrativ, das ihr Ehemann immer wieder für seine Zwecke instrumentalisiert. "Trumps Methode ist, seine Gegner in der Mitte ihrer Stärke einfach durch gegenteilige Behauptungen anzugreifen", sagt auch Fischer-Appelt und nennt symptomatische Beispiele: "Der Presse, die selbst für die Wahrheit stehen möchte, wirft er Fake News vor. Der Demokratie Wahlbetrug. Die gegenteilige Verwendung des Begriffes Wahrheit ist Strategie. Auch das soziale Netz von Trump heißt Truth Social." Melania mache das genauso. Diese Methode habe sich bewährt und sei somit eine Art Familientradition. Ein Millionenpublikum wird sie nun vermutlich beim anstehenden TV-Duell von Donald Trump erneut erleben dürfen – und drei Wochen später in den Memoiren Melanias nachlesen können. Eine offenbar kalkulierte, wohlüberlegte Strategie, rund sechs Wochen vor den US-Wahlen.