Neue Sittsamkeit: So will Málaga Touristen Benehmen beibringen
Málaga leidet unter rowdyhaften Touristen. Mit einer neuen Posterkampagne will der beliebte Urlaubsort der negativen Auswirkungen des Massentourismus jetzt Herr werden.
Endlich Urlaub. Endlich einmal den unbequemen Anzug im Schrank lassen und die Manieren gleich mit. Manche Reisende benehmen sich im Urlaub wie die Axt im Walde, scheren sich nicht um Sitten und Regeln am Ferienort und schon gar nicht um die Anwohner. Das sorgt für Unmut, die Proteste gegen Touristen werden an vielen Orten wie zum Beispiel auf Mallorca vehementer. Auch im ebenfalls spanischen Málaga will man sich von flegelhaften Besuchern nicht mehr auf der Nase herumtanzen lassen. Die Stadt hat jetzt eine Gegenoffensive gestartet.
Auf öffentlichen Plakaten, insgesamt sind es 17, werden Touristen dazu angehalten, sich an städtische Verordnungen zu halten. Gemeint sind damit keine obskuren Sonderregelungen, sondern – möchte man meinen – selbstverständliche Verhaltensweisen des sozialen Miteinanders. Denn die Malagueños stören sich vor allem an Rowdytum, der Verschmutzung durch Müll, rücksichtslosem Fahren mit Motorrollern und unangemessener Kleidung. Touris unerwünscht 18.16
Málaga bekämpft rowdyhafte Touristen
Um dieser vier Hauptärgernisse Herr zu werden, hat die Stadt nun entsprechende Aufforderungen in englischer Sprache formuliert. So wird auf einem Poster darum gebeten, die Stadt sauber zu halten, Mülleimer und Container zu nutzen und auf Denkmäler, historisches Erbe, Gärten und öffentliche Sitzgelegenheiten zu achten. Ein anderes Plakat fordert die Besucher auf, "nicht durch Lärm aufzufallen" und die Schlafenszeiten ihrer Nachbarn zu respektieren. Auf Herumgeschreie und laute Musik solle bitte verzichtet werden.
Ebenfalls ein Dorn im Auge sind den Malagueños Touristen, die die Straßenverkehrsordnung mehr als Vorschlag denn als Vorschrift verstehen. In Zeiten des Billigtourismus gebe es kaum etwas Verabscheuungswürdigeres als "diese Banden von Touristen auf gemieteten Motorrollern", welche die Städte in ihre persönlichen urbanen Rundkurse verwandelten, wettert die spanische Nachrichtenseite "El Confidencial". Schilder weisen deshalb darauf hin, dass Bürgersteige für Fußgänger bestimmt sind; wer Motorroller oder Fahrräder benutze, solle "dies in den gesetzlich zugelassenen Bereichen und unter Einhaltung der städtischen Verordnungen" tun.Meinung Massentourismus 9:06
Massentourismus sorgt für Ärger in Málaga
Am meisten empört die Malagueños jedoch offenbar das mangelnde Feingefühl der Urlauber für angebrachte Bekleidung in der Stadt. So machten jüngst Fotos von Touristen die Runde, die halbnackt durch die Stadt flanierten, ohne T-Shirts und mit entblößten Hintern, mit Bikinis oder in Shorts. Eine pikierte Anwohnervereinigung hatte die Bilder in den sozialen Medien verbreitet und die Frage gestellt, ob so die Zukunft Málagas aussehen solle. "El Confidencial" beschreibt die Szenerie in wenig diplomatischen Worten: "Einige Guiris [abwertendes Wort für Nordeuropäer, Anm. d. Red.] schwärmen mit nacktem Oberkörper durch die Stadt, schwitzend und mit rosafarbener Haut aufgrund der Sonneneinwirkung."
Die Stadverwaltung Málagas will mit ihrer Posterkampagne auch gegen diese ungewollte Form der Entblößung im öffentlichen Raum vorgehen. Der Wunsch: Die Urlauber mögen sich ordentlich kleiden – und nicht wie eben von der Pool-Liege aufgestanden. "Ziehen sie sich vollständig an", lautet die unmissverständliche Aufforderung. Aus Respekt und aus Gründen der Hygiene sollte auf der Straße und auf öffentlichen Plätzen immer ein Oberteil getragen werden.
Ob die Stadt mit ihrer Kampagne, die vom Fremdenverkehrsamt gefördert wird, Erfolg haben wird, muss sich zeigen. Der Optimismus hält sich bei den Anwohnern bisher jedoch in Grenzen. "Wir haben Jahrzehnte damit verbracht, betrunkene Touristen anzulocken, und jetzt erwarten wir von ihnen, dass sie sich wie Aristokraten verhalten", kommentierte ein Leser den Artikel von "El Confidencial".
Quelle: El Confidencial, The Times