Waldwirtschaft: Mit Wald in Schleswig-Holstein ist schwer Geld zu verdienen
Lässt sich mit Waldbesitz in Schleswig-Holstein Geld verdienen? Schwierig, sagt Graf Rantzau. Die Gründe sind vielfältig.
Wälder gehören zu den wertvollsten Landschaften, die Schleswig-Holstein zu bieten hat. Doch Geld verdienen lässt sich mit ihnen nur schwer, sagte der Vorsitzenden des Waldbesitzerverbands, Hans-Caspar Graf zu Rantzau, der dpa. "Wir versuchen immer, ein Plus zu erreichen und haben im zehnjährigen Mittel ein Ergebnis von 100 Euro je Hektar und Jahr. Ein Hektar sind 10.000 Quadratmeter und ist etwa so groß wie 1,3 Fußballplätze.
Geld verdienen lasse sich auch nur, wenn die Arbeitsabläufe optimiert und möglichst viele Arbeiten ausgelagert seien, betonte Graf Rantzau, der in seinem Gutsbetrieb knapp 400 Hektar Wald bewirtschaftet. Sein struktur- und artenreicher Wald sei auf 17 kleine Stücke verteilt. "Alles an Technik ist outgesourced. Wir haben keine Rückemaschine und keinen Harvester (Vollernter)." Die ganz dicken Stämme würden von einem Unternehmer per Hand eingeschlagen. Die Holzernte laufe jedes Jahr im August und September.
Ein großer Teil der wertvollen Stämme werde in Container verladen und nach China verschifft. Ein Problem seien stark schwankende Erlöse etwa aufgrund der Transportkosten. Nur wenige Hölzer werden in Deutschland verarbeitet. Der Teil der Bäume, der nicht für das Sägewerk geeignet ist, zum Beispiel das Kronenholz, lande als Brennholz in Kaminen und Öfen. Unternehmer holen die an den Waldwegen abgelegten und auf drei Meter Länge gesägten Hölzer ab und verarbeiten sie weiter. Er bekomme 50 Euro je Raummeter und zahle 20 Euro davon für das Einschlagen.
Eine Finanzierung der Gemeinwohlfunktionen des Waldes, etwa Erholungs- und Naturschutzwert, über Steuermittel sieht Graf Rantzau nicht als sinnvoll an. "Für mich gilt der Eigentumsgedanke." Wenn Waldbesitzer finanzielle Unterstützung für den Umbau des Waldes in einen klimastabilen Wald bekämen, dann wäre das schon viel. "Unterstützt uns beim Umbau in unser aller Interesse", sagte er.
Graf Rantzau kritisierte die Bundesregierung für die verspätete Freigabe von Geld für den Waldumbau. Zunächst hatten nur 250 Millionen Euro von der vorgesehenen eine Milliarde Euro zur Verfügung gestanden. "Dann kommt alles zum Stehen." Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) habe auf entsprechende Briefe und Gesprächswünsche zunächst nicht reagiert. "Ich weiß nicht, ob er es nicht verstanden hat." Aus eigener Kraft könnten die Waldbesitzer den Umbau jedenfalls nicht stemmen. Das koste je Hektar etwa 10.000 Euro.
Ein großes Problem nicht nur für die Privatwaldbesitzer sei auch die Vorgabe der EU, einen Teil von Feld, Wald und Flur in den ursprünglichen Zustand zurückzuführen. "Mehr Natur ist uns allen lieb", sagte Graf Rantzau. Man müsse aber die Konsequenzen im Blick haben. Zum Beispiel sollen Bäche renaturiert werden, so dass Auenlandschaften entstehen. Die Folge wären volllaufende Keller, absaufende Wiesen und Wälder. 20 Prozent der Flächen seien bis 2030 betroffen, anschließend weit mehr. "Müssen wir uns dann über Forstwirtschaft und Landwirtschaft noch unterhalten? Die Urproduktion ist dann tot." Sämtliche Flächen würden aktuell entwässert. Ohne Entwässerung wäre nach Graf Rantzaus Einschätzung auf zwei bis drei Fünfteln der Flächen kein Ackerbau mehr möglich.