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Attacke in München: Darum hat die Polizei so viele Schüsse auf den Angreifer abgefeuert

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Der mutmaßliche Attentäter von München wurde nicht mit einem einzelnen gezielten Schuss unschädlich gemacht, er wurde mit Kugeln geradezu überschüttet. Das sind die Gründe.

Beamte, die eine Einrichtung wie das israelische Konsulat in München schützen, sind auf den Worst Case eingestellt, auf einen professionell vorgehenden, gut bewaffneten Attentäter oder gar eine Gruppe davon. Sie sind auf einen anderen Ernstfall vorbereitet als ein Beamter, der lediglich aufpasst, ob Kraftfahrzeuge die Absperrung bei einem Umzug auch beachten. 

Gleichzeitig war der mutmaßliche Angreifer in München sofort als hochgefährlich zu erkennen. Er war mit einem Gewehr bewaffnet und schoss auf die Beamten. Damit war die Lage geklärt, es gab keine Situation wie etwa in Solingen, bei der die Polizisten zunächst nicht erkennen konnten, wer von den Personen in dem Tumult nun der mutmaßliche Angreifer war. Beide Faktoren waren in München klar, darum konnten die Polizisten auch schnell und entschlossen reagieren.

Waffe für intensive Schusswechsel wie in München

Für diesen Objektschutz sind die Einsatzkräfte mit einer Maschinenpistole ausgerüstet. Typischerweise mit der Heckler & Koch HK MP5, die teilweise von der MP7 abgelöst wird. Von der MP5 gibt es kurze Varianten, um sie verdeckt zu tragen. Die Polizei trägt sie offen, in lang und mit Schulterstütze. Von der Optik und Größe her handelt es sich dann um keine "kleine" Pistole, die MP5 kann fast 80 Zentimeter lang sein. 

Das Wort "Pistole" spielt auf die Munition an, die die Waffe verschießt. Sie entspricht dem weit verbreiteten Pistolenkaliber 9 × 19 mm – auch als 9 mm Luger oder 9 mm Parabellum bekannt. Im Vergleich zu einem Gewehr ist das ein kleines Kaliber, die Länge der Patrone beträgt keine 30 mm. 

Die Wahl einer Pistolenpatrone begrenzt daher das Einsatzspektrum. Für gezielte Schüsse in großer Entfernung ist eine Maschinenpistole nicht geeignet. Dafür endet die effektive Reichweite bei 150 bis 200 Metern. In städtischer Umgebung oder gar in Innenräumen ist das vollkommen ausreichend.

Bayerische Polizei hatte keine Informationen zum Schützen 12.19

Die "Idee" der Maschinenpistole ist nicht der gezielte Einzelschuss. Ihre Stärke sind Garben, die schiere Menge an Geschossen. Das größte Stangenmagazin kann bis zu 50 Schuss aufnehmen und diese im Dauerfeuer oder in Feuerstößen abgeben. Um so eine Waffe einsetzen zu können, müssen die Bedingungen stimmen. Auf einem belebten Marktplatz wie in Solingen kann sie kaum oder gar nicht benutzt werden.

Gefährlich auch mit alter Waffe

In München konnten die Einsatzkräfte ihre gefährlichen Waffen zum Einsatz bringen, ohne andere zu gefährden, als sie den Täter stellten. Bei einem bewaffneten Attentäter ohne Geiseln hat es oberste Priorität ihn auszuschalten. Mit seinem alten, aber wirksamen Gewehr hätte der 18-Jährige jederzeit einen Polizisten oder einen zufällig auftauchenden Passanten töten können. Auf den kursierenden Videos ist etwa zu sehen, wie er versucht, mit seinem Bajonett die Tür eines Hauses aufzubrechen. Das gelang ihm nicht. Die Szene macht aber deutlich, wie schnell die Lage eskalieren kann. Etwa dann, wenn die Tür nicht verschlossen gewesen wäre und sich Zivilisten in dem Haus befunden hätten. Die Polizei hatte gar keine andere Wahl, als ihn auszuschalten.

Auf den Clips ist zu erkennen, wie die Polizisten ihn in der Grünanlage eines Gebäudekomplexes stellen. Zwei Zweier-Teams nähern sich auf der Straße im Schutz von Fahrzeugen. Andere vermutlich von einer anderen Seite. Dann haben die Einsatzkräfte maximales Feuer auf ihn entfesselt. Auf Aufnahmen sind die Schüsse nicht mehr einzeln wahrzunehmen, so dicht ist ihre Folge.

Gewehr Mauser

Viele Schüssen halten den Gegner nieder

Und das ist Absicht. Ziel ist es, möglichst viel Feuer auf den Angreifer zu richten. Dadurch soll er getroffen werden, aber selbst, wenn das nicht gelingt, weil er geschickt in Deckung geht, hält der Kugelhagel ihn nieder und macht es für ihn schwer bis unmöglich sich zu bewegen oder aus der Deckung hervorzukommen, und erneut zu schießen. Wenn es sich bei dem Angreifer nicht um einen trainierten Kämpfer handelt, wirkt auch der Stress, den die einschlagenden Geschosse bewirken. Die vielen Schüsse haben nichts mit "Rambo-Manier" zu tun. Sie sind das richtige Einsatzkonzept für diesen Fall.

Auf den Videos ist auch zu erkennen, dass sich der Täter sehr ungeschickt verhielt. Ganz anders als die tödliche Präzision der Schützen bei dem Anschlag auf das Magazin "Charlie Hebdo" 2015 in Paris. Er spazierte offen mit seinem Gewehr herum und suchte dabei keine Deckung. Bei dem Schusswechsel trafen ihn mehrere Geschosse in der Brust, diesen Verletzungen erlag er.