AfD und Medien: Augen zu und weg
Von Tom J. Wellbrock
Der zweite Teil der Überschrift geht so:
"Höckes Auftritt bei Thüringen-Wahl löst Debatte aus"
In dem Artikel kommt Marc Raschke zu Wort. Er ist Politik- und Kulturwissenschaftler und auf Anfrage aus irgendeinem Loch gekrochen, um ARD und ZDF klarzumachen, wo der Hammer hängt. Raschke kritisiert, dass nach den Wahlen in Ostdeutschland Björn Höcke (AfD) "zur besten Sendezeit" interviewt wurde. Der Höcke, der laut Raschke "gerichtlich bestätigt Faschist genannt werden darf", durfte darüber hinaus nach den Wahlen vor die Mikros von ARD und ZDF treten. Für den Kulturpfuscher ein absolutes Unding!
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Nein, findet Raschke, die AfD hat im Fernsehen, hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen, sie muss unsichtbar gemacht werden. Die Frankfurter Rundschau schreibt dazu:
"Der Politikwissenschaftler fordert 'keine Live-Berichterstattung von Rechtsextremen für Rechtsextreme'. Damit meint er, dass Medien zwar über AfD-Politiker berichten sollten, ihnen aber keine Bühne bieten. Statt die rechten Aussagen stehenzulassen, sollten sie der Leserin oder dem Zuschauer den Hintergrund erklären. 'Journalisten sind eigentlich dazu da, um Dinge einzuordnen. Damit eben nicht alles so eins zu eins durchgereicht wird zum Endverbraucher, sondern professionell aufbereitet wird', sagt Raschke BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA."
Da ist er wieder, der Journalist als Denker für die Menschen im Land. Das haben wir ja schon des Öfteren von Politikern gehört, die der Meinung sind, keine schlechte Politik zu machen, sondern sie nur besser erklären zu müssen. Sind halt zu blöd, die Leute, die kapieren es einfach nicht, da hilft auch die Tagesschau in einfacher Sprache nicht weiter.
Noch klüger als deutsche Politiker sind bekanntlich deutsche Journalisten, zumal wenn sie für die ehrenwerte Frankfurter Rundschau schreiben. Dinge einzuordnen, das ist nun einmal nichts für den gemeinen Deutschen, er braucht jemanden, der ihn an die Hand nimmt und erklärt, was gut und was böse, was falsch und was richtig ist.
Den öffentlich-rechtlichen Medien wirft Raschke vor, sie
"seien maßgeblich daran beteiligt, dass die AfD stark bleibe oder sogar noch zulegen werde."
Vom "großen Versagen der Medien" spricht der Mann und man fragt sich, ob er sein Statement vor oder nach der Einnahme seiner Medikamente abgesondert hat.
Dumm und dümmer
Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange sorgte kürzlich für Aufregung, als sie ein Talkshow-Verbot für Parteichefin Saskia Esken und Generalsekretär Kevin Kühnert forderte. Der Aufschrei war groß, und Lange ruderte brav zurück. Aber nun ist es in der Welt, und wir können über die "Einordnung" politischer Ereignisse sprechen, wie sie sich der Polit-Wicht von oben vorstellt.
Denn es sind Einordnungen von Esken, Kühnert und eben auch Raschke, die das eigentliche Problem sind. Es könnte ja sein, dass nicht die Bürger zu dumm sind, um die Politik zu verstehen, sondern die Politiker, um kluge Politik zu machen. Der Autor dieses Textes stolperte kürzlich über einen Facebook-Post, der sehr erhellend ist:
"Es wird immer behauptet, AfD-Wähler seien dumm, ungebildet oder Faschos. Ich habe da komischerweise völlig andere Erfahrungen: Mein Bekanntenkreis, altersmäßig Mitte bis Ende 40, besteht aus Menschen, die fast alle studiert haben, die alle kritisch denken und die in ihrer Jugend alternativ bzw. links waren. Also Leute, die früher Grüne oder Linkspartei gewählt haben, bunte Haare hatten, Punks oder Grunge-Fans waren, Alternative Rock, Reggae, Techno gehört haben und gegen Nazis waren. Und einige von denen sympathisieren mittlerweile mit Positionen der AfD oder haben sie tatsächlich zuletzt gewählt. Und die Hauptgründe dafür sind: die Migrationspolitik, das völlig überdrehte Queer- und Gendergaga, das auch vor Kindern nicht Halt macht, und der zunehmend übergriffige Staat, der sich insbesondere in der Coronakrise gezeigt hatte."
Lässt man das kurz sacken, kommt man zu dem Schluss, dass die Dummheit in der Tat das Problem der meisten Bürger ist. Also, die Dummheit derer, von denen sie regiert werden. Wahrscheinlich scheitert das Erklären der Politik einfach daran, dass es zu dumm praktiziert wird, die Menschen mit so viel Unterkomplexität und Schlichtheit nichts anfangen können.
Wenn man Figuren wie Kevin Kühnert, Saskia Esken, Annalena Baerbock, Ricarda Lang oder – ein ganz besonders rührendes Exemplar – Emilia Fester zuhört, muss man sich sprachlich wie inhaltlich auf ein so niedriges Niveau begeben, dass es zu körperlichen Schmerzen führt. Kein Wunder, dass sich da so manch Bürger einfach verweigert, es ist der reine Selbstschutz.
Der oben genannte Herr Raschke gehört übrigens auch in den erlauchten Kreis derer, die die Bürger mit Dummheit bestrafen. Und die genannten Medien tanzen im gleichen Kreis mit und singen atonale Lieder, die die Menschen unterfordern.
Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass diese unsägliche Faschismus-Keule nicht mehr funktioniert. Die Menschen sind viel zu klug, um auf derlei billige Propaganda hereinzufallen. Und die, die die Keule weiterhin schwingen, sind zu dumm, um zu kapieren, dass sie ein totes Pferd reiten.
Dumm gelaufen.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
Mehr zum Thema – Wahlnachlese: Die Delegitimierung der Demokratie durch selbsterklärte Demokraten