DHB-Präsident warnt: Gefahr, dass Handball sich auffrisst
Schon lange gibt es Forderungen, den Handball-Kalender zu verändern und zu reduzieren. Verbandschef Andreas Michelmann sieht die Notwendigkeit. Aber kann es schnelle Veränderungen geben? DHB-Präsident Andreas Michelmann sieht in der Diskussion um den aufgeblähten Handball-Terminkalender dringenden Handlungsbedarf. "Der Handball muss in Gänze spürbar ran ans Programm, sonst besteht die Gefahr, dass sich unser Sport selbst auffrisst", sagte der Chef des Deutschen Handballbundes (DHB) im Interview des Fachmagazins "Handball-Woche" kurz vor dem Start der Bundesliga-Saison am Donnerstag. Das überwiegend quantitative Wachstum in den bestehenden Wettbewerben führe in einen zerstörerischen Verschleiß, meinte der 64-Jährige weiter. "Wir brauchen fundamentale Änderungen, und dazu müssen wir möglicherweise raus aus bestehenden Strukturen", sagte der Funktionär und schlug vor: "Warum sollen wir also für den Vereinshandball nicht in einem europäischen Zusammenhang denken und ein länderübergreifendes Ligasystem entwickeln, das beispielsweise die Konkurrenz zwischen Champions League und Bundesliga auflöst?" Reduzierung der Bundesliga das "dickste Brett" Für Michelmann ist auch eine Reduzierung der Bundesliga von aktuell 18 Mannschaften denkbar. Dies wäre sicher das "dickste Brett", meinte er. "In Deutschland ist die Stärke unserer Liga Fluch und Segen zugleich", erklärte Michelmann. "Einerseits freuen wir uns über die enorme Leistungsstärke und -dichte und damit über sehr viele hochklassige und spannende Spiele inklusive deren Vermarktung." Andererseits müsse man zur Kenntnis nehmen, "dass es – mit Abstrichen – bis auf Frankreich und Dänemark keine vergleichbar starken Ligen in Europa gibt und die starken Clubs anderer Nationen einfach auf die Champions League als große Bühne angewiesen sind". Keine schnellen Änderungen wegen langfristiger Verträge Er habe weiter Hoffnung, wenn alle Parteien einen Schritt von ihren Positionen zurückgingen. "In jedem Fall müssen wir einen langen Atem haben", sagte Michelmann. "Denn auch aufgrund langfristiger Verträge steht der Kalender bereits bis in die 2030er-Jahre hinein."