Wiederaufbau: Vor Öffnung der Garnisonkirche - Werben für Friedensort
Der Turm der historischen Garnisonkirche in Potsdam wird eröffnet. Der Wiederaufbau ist umstritten. Alt-Bischof Huber und Oberbürgermeister Schubert setzen auf eine neue Bestimmung für die Kirche.
Vor der Eröffnung des umstrittenen Garnisonkirchturms in Potsdam hat der evangelische Altbischof Wolfgang Huber für die Schaffung eines Friedensortes geworben. "Der Turm ist sowohl ein architektonisches Mahnmal für die Stadt Potsdam als auch ein Gebäude, das mit einem neuen Inhalt versehen wurde, das auf Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie gerichtet ist", sagte der frühere Berliner Bischof und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland dem "Tagesspiegel".
Am Donnerstag (22. August) wird der Kirchturm mit einem Festakt eingeweiht, zu dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet wird. Er ist Schirmherr des umstrittenen Wiederaufbaus der historischen Garnisonkirche. Die Militärkirche von 1735 war im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, die Reste wurden 1968 auf Geheiß der SED-Führung gesprengt.
Initiativen warnen vor einem Ort der Rechten
Gegen den Wiederaufbau wenden sich mehrere Initiativen, darunter die Initiative "Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche" und der "Lernort Garnisonkirche" der christlichen Martin-Niemöller-Stiftung. Sie sehen darin ein Militarismussymbol und befürchten einen Sammlungsort der Rechten. Im März 1933 hatte Reichspräsident Paul von Hindenburg am "Tag von Potsdam" dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Kirche die Hand gereicht.
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sieht im Garnisonkirchturm eine Verpflichtung. "Er verpflichtet zur kritischen Auseinandersetzung mit unserem historischen Erbe und markiert in direkter Nachbarschaft zum zu DDR-Zeiten entstandenen Rechenzentrum Brüche und Umbrüche in unserer Stadtentwicklung", so Schubert. Er warb dafür, Brücken zu bauen und aufeinander zuzugehen.
Studie soll Nutzung für Gelände prüfen
Auf dem Gelände - neben dem wiedererstandenen Turm - wurde zu DDR-Zeiten ein Datenverarbeitungszentrum gebaut, in dessen bestehenden Teilen heute Künstler und Kulturschaffende arbeiten. Huber und Schubert hatten einen Kompromiss ausgehandelt, der neben dem Turm anstelle des Kirchenschiffs ein "Haus der Demokratie" auch für das Stadtparlament vorsieht. Eine Studie soll nun mögliche Nutzungskonzepte am Standort der ehemaligen Garnisonkirche prüfen.
Mit der schwierigen Geschichte der Kirche soll sich eine Dauerausstellung mit dem Titel "Glaube, Macht und Militär" befassen. Ab 23. August haben Besucherinnen und Besucher erstmals die Möglichkeit zu einem Rundumblick auf der 57 Meter hohen Aussichtsplattform. Die Stiftung Garnisonkirche erhofft sich jährlich 80.000 bis 90.000 Besucher im Turm. Die Baukosten des Wiederaufbaus lagen laut Stiftung bei rund 42 Millionen Euro, der Bund steuert nach eigenen Angaben knapp 25 Millionen Euro bei.