"Letzte Generation" umstritten: "Klimakleber sind die Helden der Nation"
Die "Letzte Generation" klebt wieder. Die einen halten sie für Terroristen, andere bezeichnen sie als Helden der Nation. Ein Stimmungsbild. Nachdem die "Letzte Generation" monatelang nicht mehr von sich reden machte, lässt sie die Gemüter in diesem Sommer wieder hochkochen. Vergangene Woche klebten sich mehrere Aktivisten auf dem Gelände des Flughafens Frankfurt fest, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dieser Woche auch in Leipzig/Halle . Ein Großteil der t-online-Leserschaft verurteilt die Taten der Aktivisten aufs Schärfste. Einige andere äußern jedoch Verständnis. "Es gibt kein Recht auf Flugreisen" Joachim Langefeld schreibt: "Das sind keine Aktivisten, sondern Terroristen und so sollten diese Leute auch von Polizei, Staatsanwaltschaft und Politik behandelt werden. Deren Aktionen schaden dem Klimaschutz mehr als dass sie helfen, da die große Mehrheit der Bevölkerung sie ablehnt." Die Ziele der "Letzten Generation" seien für den t-online-Leser nachvollziehbar, "aber man muss die Bevölkerung dabei mitnehmen und nicht gegen sich aufbringen". "Es gibt kein Recht auf Flugreisen", sagt Gerhard Lindner , der selbst noch nie geflogen sei und das auch nie vorhabe. "Da die Fluggäste in Flugzeuge steigen und zur Klimaschädigung beitragen, ist deren Verhalten weitaus asozialer als das der Klimakleber." Schuld seien aber weniger die Reisenden als vielmehr die Politik, meint der t-online-Leser. "Fliegen ist viel zu billig, Kerosin immer noch steuerfrei. Da es das politische Klimaziel ist, die CO₂-Emissionen auf den Stand von 1990 zu setzen, wäre es nur logisch und gerecht, auch den Flugverkehr auf den Stand von 1990 zu reduzieren. Es gibt jedoch null Bestrebungen, an der gegenwärtigen Situation etwas zu ändern", kritisiert er. "Was für eine Horde unerzogener Menschen" Sabine Blask geht mit der "Letzten Generation" hart ins Gericht: "Was ist das für eine unerzogene Horde Menschen, die da frei herumläuft, der Wirtschaft hohe Verluste bringt und Menschen die Urlaube vermiest, die sich diese redlich verdient haben." Sie würde die Aktivisten am liebsten kleben lassen, damit sie Zeit hätten, "über ihr schlechtes Verhalten nachzudenken". "Natürlich ist es extrem übergriffig, anderen Menschen den Start in den Urlaub oder Geschäftsreisen zu verderben. So etwas macht man nicht", findet Christian Michael . "Andererseits stellt sich doch die Frage, ob man heute weitermachen kann wie gewohnt." Politik und Wirtschaft würden sich im Zeitlupentempo bewegen, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. "Aber es liegt nicht nur an der Politik. Überall trifft man auf Menschen, die überhaupt nicht einsehen, sich langsam mal anders verhalten zu müssen, als sie es gewohnt sind. Die Zeit, in der jeder tun oder kaufen darf, was er sich leisten kann, nähert sich ihrem Ende. Sonst reißen wir noch das Drei-Grad-Ziel. Dann wird es kaum mehr Orte geben, zu denen man in den Urlaub fliegen kann. Es gibt kein Menschenrecht auf Urlaub." "Das kann doch nicht das Ziel sein" Elisabeth Rudolph war von der Blockade des Frankfurter Flughafens betroffen. Sie schreibt: "In solchen Situationen merke ich, wie ich zur Wutbürgerin werde, obwohl ich das gar nicht sein möchte. Es ist ein mieses Gefühl, am Flughafen zu stehen, während einem plötzlich der Flug gestrichen wird. Der Flug, der mich in meinen mehr als verdienten und hart erarbeiteten Urlaub bringen soll." Sie habe aufgrund der Einschränkungen einen Tag später fliegen müssen. "Es kostete mich Nerven, Energie und Geld. Ich hätte diesen einen Tag mehr Urlaub gebraucht. Den Hass der Gesellschaft auf sich zu ziehen und unschuldigen Menschen Schaden zuzufügen, kann doch nicht das Ziel sein." "Die Klimakleber sind die Helden der Nation" "Die Klimakleber sind für mich die Helden der Nation", mailt Sieglinde Gebhardt . "Es ist eine Unverschämtheit von der Politik, diese Leute zu bestrafen oder gar ins Gefängnis zu sperren. Wie lange wollen wir denn damit weitermachen, die Augen vor der Realität zu verschließen?", fragt sie rhetorisch. "Für mich ist jeder, der nicht alles in Bewegung setzt, unsere Umwelt zu schützen, ein Verbrecher. Ich habe aus diesem Grund mein Auto abgeschafft und bemühe mich auch sonst, im Alltag umweltgerecht und ressourcenschonend zu leben. Ja, das macht Mühe, aber es lohnt sich. Wenn Menschen solche Aktionen starten, um auf einen dringenden Handlungsbedarf aufmerksam zu machen, dann ist das eine gute Sache, die nicht bestraft gehört. Sie machen das aus Angst um die Zukunft des Planeten und der gesamten Menschheit."