Kimberly Cheatle: Die Chefin des Secret Service muss sich jetzt erstmal selbst schützen
Die nächste Zeit wird ungemütlich für Kimberly Cheatle: Nach dem Attentat auf Donald Trump warten viele Fagen auf die Secret-Service-Chefin. Schon jetzt wird thematisiert, dass sie eine Frau ist.
Der Secret Service ist eine bizarre wie undurchsichtige Behörde. Er hat zwischen 6000 und 8000 Mitarbeiter, die Scheckfälscher und weiße Rassisten jagen, Veranstaltungen wie den Super Bowl sichern und alle lebenden US-Präsidenten und deren Familien schützen. Besonders für Letzteres sind die Frauen und Männer mit den Sonnenbrillen und dem Knopf im Ohr bekannt – aber nicht immer erfolgreich dabei. Donald Trump, vermutlich einer der bestbewachten Menschen der Welt, wäre auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania beinahe erschossen worden.
Secret Service war schon in Alarmbereitschaft
Für die Personenschützer ist der Vorfall aus vielen Gründen unangenehm, denn dem noch jungen Attentäter war es gelungen, sich mit einem Gewehr und freiem Schussfeld 150 Meter vom wahlkämpfenden Ex-US-Präsidenten zu postieren. Dabei war der Secret Service wegen angeblicher iranischer Mordpläne bereits in erhöhter Alarmbereitschaft. Es gibt nun viele offene Fragen, die Kimberly Cheatle, Direktorin des Sicherheitsdienstes, beantworten muss.
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Ihre Behörde arbeite mit den Beteiligten auf allen Ebenen zusammen, "um zu verstehen, was passiert ist, wie es passiert ist und wie wir verhindern können, dass sich ein solcher Vorfall jemals wieder ereignet", sagte Cheatle, nachdem US-Präsident Joe Biden eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls angeordnet hat.
Cheatle und Biden sind alte Bekannte
Die 51-jährige Cheatle genießt dabei immerhin etwas Grundvertrauen im Weißen Haus. Denn sie und der Präsident kennen sich noch aus Zeiten, als er Barack Obamas Vize war und sie ihm als Secret Service Special Agent nicht von der Seite wich. 2022 machte Biden sie zur Chefin der Personenschützer. Er und seine Frau würden "ihrem Rat und Urteil trauen", sagte Biden bei ihrer Ernennung.
Ohne Erfahrung und einer gehörigen Portion Weisheit stünde Kimberly Cheatle wohl auch schnell alleine an der Spitze dieses Dienstes, der in schöner Regelmäßigkeit unschöne Schlagzeilen produziert. Etwa 2012, als sich Agenten auf Dienstreise in Kolumbien ein paar Prostituierte gönnten. Oder vier Jahre später, als eine Person auf die Wiese des Weißen Hauses gelangt war, weil die Überwachungskameras des Secret Service nicht funktionierten. Auch die Attentate auf John F. Kennedy und seinen Bruder Bobby in den Sechzigerjahren sowie die Schüsse auf Ronald Reagan 1981 konnten die Männer in Schwarz nicht verhindern.
Missmanagement und Sparzwang
Ein US-Journalist enthüllte vor vielen Jahren, wie Missmanagement und Sparzwang zu beängstigenden Sicherheitslücken etwa bei der ersten Amtseinführung von Barack Obama geführt hatten. Auch die Rolle des Sicherheitsdienstes beim Kapitolsturm vom 6. Januar 2020, als unzählige Trump-Anhänger in das Parlamentsgebäude eingedrungen waren, ist noch nicht ganz geklärt. Eine Reihe von Agenten hatten Sympathie für den randalierenden Mob gezeigt und viele ihrer Textnachrichten aus dieser Zeit sind verschwunden.
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In gewisser Weise verdankt Kimberly Cheatle diesem Tag ihren Job. Denn Biden setzte sie an die Spitze des Secret Service, um einen Neuanfang zu demonstrieren. Dass sie eine Frau ist, spielte damals eine symbolische Rolle, wird aber nun wieder Thema. Auf X, früher Twitter, entblöden sich manche nicht zu kritisieren, dass Trump von Frauen beschützt wurde. Der frühere Martial-Arts-Kämpfer Jake Shields etwa schreibt: "Ich gebe nicht einmal dem Mädchen die Schuld, sondern der, die sie eingestellt hat." Also Kimberly Cheatle.
Cheatle ist zwar Chefin Nummer 27, doch erst die zweite Frau – vor allem aber ein Secret-Service-Eigengewächs. Mit ihrem Abschluss in Soziologie in der Tasche ging sie zu der Behörde und startete ihre Karriere. Zunächst in der Abteilung zur Verfolgung von Finanzvergehen, später dann als Bodyguard. Nach einem kurzen Ausflug in die Privatwirtschaft zu Pepsi kehrte sie in den Staatsdienst zurück.
Donald Trumps Leute in Rage
Nun erwarten die Direktorin heikle Wochen. Am 22. Juli wird sie im Repräsentantenhaus, dem US-Parlament, Rede und Antwort stehen müssen. Trumps Republikaner haben bereits eine harte Fragerunde angekündigt. Kimberly Cheatle selbst räumt Fehler ein, schließt einen Rücktritt jedoch aus. "Ich bin die Direktorin des Secret Service, und es ist meine Aufgabe, sicherzustellen, dass wir eine Untersuchung durchführen und unseren Mitarbeitern die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen", sagte sie.