Archäologie: Historische Grabungsdokumente zum Kyffhäuser entdeckt
Um den Kyffhäuser ranken sich viele Mythen. Genauere historische Umstände erschlossen erst jüngste Grabungen. Jetzt bringt ein Zufallsfund zusätzlich Licht in das Dunkel der Jahrhunderte.
Durch einen Zufall ist im Lagerbestand auf dem Kyffhäuser eine Kiste mit Grabungsdokumenten zu Funden aus den Jahren 1937/38 entdeckt worden. "Dass das Material der Altfunde wieder zur Verfügung steht, ist ein Glücksumstand", sagt der Leiter des Gebietsreferates Nord Robert Knechtel vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA). "Darauf haben Forschergenerationen gewartet." Die Kiste wurde vom Geschäftsführer der Kyffhäuser-Stiftung Andreas Kirchner an Vertreter des TLDA übergeben.
Die Kiste enthält Hunderte Karteikarten mit Tusche- und Bleistiftzeichnungen von Keramikfunden. Dabei handelt es sich um Fragmente von Schüsseln, Töpfen, Kochgefäßen und Trinkbechern aus dem 11. bis 15. Jahrhundert. Dieses Material ermöglicht durch jahrzehntelange Forschungsarbeit eine präzise zeitliche Datierung bis auf das jeweilige Jahrzehnt. Originalfunde befinden sich heute in Jena, Weimar, Halle, Bad Frankenhausen und auf dem Kyffhäuser. "Aber ein großer Teil der Stücke ist verschollen", sagt Grabungsleiter Holger Grönwald.
Auf den Karteikarten sind zudem die dazugehörigen Fundflächen vermerkt. "So ist eine zeitliche Einordnung und flächenmäßige Zuordnung innerhalb der Oberburg auf dem Kyffhäuser möglich", erklärt Grönwald. "Jetzt lassen sich die damaligen Grabungsaktivitäten besser nachvollziehen, da wir deren Verortung in unsere Dokumentation integriert haben." Und Fundkonzentrationen zeigten möglicherweise, wo wichtige Gebäude gestanden haben könnten. "Die Nazis haben damals auf der Suche nach einem Höhenheiligtum, das es nicht gab, die Spuren des Mittelalters zerstört." Bei den Grabungen in den Jahren 1937/1938 war das Ziel, germanische Ursprünge in Form eines "Höhenheiligtums" zu finden. Dabei wurden wertvolle Funde aus dem Mittelalter zerstört.
Neue Erkenntnisse
Die Informationen der Karteikarten werden künftig in eine Datenbank eingeben. Die Standortinformationen zeigen, auf welchen Stellen der Burg die Funde vorkamen.
Zum Kyffhäuser galt bislang nur die überlieferte Eroberung 1118 als verlässliche Quelle. Durch Umbaumaßnahmen im Denkmalareal und vorbereitende archäologische Untersuchungen wurde das Quellenmaterial neu gesichtet und bewertet. Das Konvolut der Karteikarten erweitert die Kenntnisse, die von der Kyffhäuser-Stiftung in das neue museumspädagogische Konzept einbezogen werden können. Zudem sollen die im Vorjahr begonnenen Grabungen im Burgareal mit den nächsten anstehenden Baumaßnahmen fortgesetzt werden.