EM 2024: Vom Gegentreffer zum Handelfmeter in wenigen VAR-Minuten: Deutschland zieht ins Viertelfinale
Es gab Momente im Achtelfinale gegen Dänemark, da drohte das Spiel zu kippen – doch die DFB-Elf hatte Glück. Erst wurde ein Tor der Dänen aberkannt, dann gab es postwendend die Führung durch einen Strafstoß. Am Ende aber ist Deutschland verdient weiter.
Die deutsche EM-Party geht nach einem außergewöhnlichen Fußball-Abend und umjubelten Toren von Elfmeterschütze Kai Havertz und Jamal Musiala weiter. Beim 2:0 gegen hartnäckige Dänen musste die Nationalmannschaft im bebenden Dortmunder Stadion nach Blitz, Donner und Starkregen aber zunächst bange Videominuten überstehen, bevor sie nach langem Anlauf ins Viertelfinale stürmte.
In seinem 50. Länderspiel blieb Havertz in der 53. Minute ganz cool und überwand den bis dahin unüberwindbaren Torwart Kasper Schmeichel. Der Videoassistent hatte ein Handspiel von Joachim Andersen erkannt, der kurz zuvor für Dänemark getroffen hatte. Ein Schreckmoment, nach Videobeweis wurde das 0:1 wegen einer Abseitsposition aberkannt.
"Oh, wie ist das schön"
Musiala erlöste Bundestrainer Julian Nagelsmann und das Publikum mit seinem schon dritten Turniertor in der 68. Minute. "Oh wie ist das schön", sangen die Fans. Deutschland träumt vom vierten EM-Titel.
Am kommenden Freitag, um 18 Uhr könnte es nun in Stuttgart zur großen Europameisterprüfung gegen Spanien kommen. Das bislang stärkste Team des Turniers muss aber zunächst am Sonntagabend gegen den krassen Außenseiter Georgien sein Achtelfinale meistern.
Deutschland war in den ersten 20 Minuten die deutlich bessere Mannschaft. Die Dänen schafften es kaum aus der eigenen Hälfte und konnten sich bei ihrem Torwart Schmeichel bedanken, dass nicht früh die ersten deutschen Tore fielen. Der 37-Jährige vereitelte Chancen von Kimmich, Schlotterbeck (beide 7.) und Havertz, der einen starken Pass vom rechtzeitig fit gewordenen Abwehrchef Antonio Rüdiger zum Abschluss verwertete (10.).
DFB-Auswahl spielte offensiv sehr variabel
Die DFB-Auswahl, von Nagelsmann energisch von der Seitenlinie angeleitet, spielte offensiv sehr variabel, leistete sich aber auch immer wieder mal Abspielfehler. Dänemarks Starspieler Christian Eriksen kam so etwas besser in die Partie. Eine taktische Anweisung des dänischen Nationaltrainers Kasper Hjulmand, der auf den gesperrten Morten Hjulmand verzichten musste, war klar zu erkennen: Musiala wurde von den Dänen sehr früh attackiert, der 21-Jährige bekam kaum Freiräume.
In die deutsche Schwächephase donnerte und blitzte es dann vom Himmel, Oliver unterbrach die Partie in der 35. Minute, im strömendem Regen gingen beide Teams in die Kabine. Die Stimmung der Zuschauerinnen und Zuschauer blieb gelöst, dänische Fans tanzten im vom Stadiondach stürzenden Wasser, etliche Menschen versuchte, sich mit ihren Fahnen vor dem Regen zu schützen. Im Logenbereich schaute auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu.
Fanmarsch Weiße Wand auf dem Weg ins Westfalenstadion
Nach dem Wiederanpfiff von Oliver um 21.59 Uhr schien die DFB-Auswahl eigentlich besser in die Partie zu kommen. Schmeichel verhinderte die deutsche Führung durch Havertz, der nach einer Raum-Flanke etwas zu zentral auf das dänische Tor köpfte (37.). Gleich zweimal hätte aber Rasmus Højlund die Nachlässigkeiten der DFB-Auswahl fast bestraft. Der Stürmer von Manchester United luchste Nico Schlotterbeck, der im Strafraum ins Dribbling ging, den Ball ab, schoss aber knapp am Tor vorbei (42.). Kurz vor der Pause scheiterte Højlund am stark reagierenden Manuel Neuer (45.).
Beim großen deutschen Schreckmoment in der 48. Minute musste der Bayern-Torwart das vermeintliche Gegentor nach großer Konfusion in der deutschen Abwehr hinnehmen. Die Abseitsstellung, die gegen das Tor von Andersen sprach, war enorm knapp.
Unglücklicher Ballkontakt
Wenige Minuten später wurde der Däne zur tragischen Figur: Eine Raum-Flanke streifte die Hand des 28-Jährigen, nach Ansicht der Videobilder mit Impulsgrafik des Ballkontakts entschied Oliver auf Strafstoß. Havertz verwandelte wie im Eröffnungsspiel gegen Schottland sicher, Nagelsmann schrie an der Seitenlinie seine Freude heraus.
Nach 63 Minuten brachte der Bundestrainer die Dortmunder Emre Can und Füllkrug in die Partie, den einen zum Absichern, den anderen zum Nachlegen. Nach der nächsten guten Gelegenheit für Højlund, bei der Neuer zur Stelle war (66.), spielte Schlotterbeck einen starken langen Ball in den Lauf von Musiala, der Schmeichel keine Chance ließ. Deutschland ging mit beruhigender Führung in die Schlussphase, in der die Dänen nicht mehr gefährlich wurden.