Iran: Hubschrauber-Unfall – kein Lebenszeichen von Präsident Ebrahim Raisi
Der Sucheinsatz nach dem Helikopterunglück im Iran geht weiter. Bislang gibt es kein Lebenszeichen vom iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi. Die türkische Luftwaffe will am mutmaßlichen Absturzort des Hubschraubers mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord eine verdächtige Hitzequelle am Boden ausgemacht haben. Eine vom Verteidigungsministerium für die Suche bereitgestellte Drohne habe am Montagmorgen Aufnahmen von der Stelle geliefert, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Die Koordinaten seien den iranischen Behörden übermittelt worden. Dazu veröffentlichte Anadolu ein Luftbild mit einem schwarzen Fleck, der sich deutlich von seiner Umgebung abhebt. Der Hubschrauber mit Raisi und dem iranischen Außenminister Hussein Amirabdollahian an Bord war am Sonntag auf der Rückreise von einem Termin im Nachbarland Aserbaidschan plötzlich vom Radar verschwunden. Zuletzt geortet wurde der Helikopter in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Nordwesten des Landes. Strömender Regen und Wind erschwerten die Suche am Abend und in der Nacht in der bergigen Region. An Bord des Hubschraubers waren neun Menschen, darunter auch der Gouverneur der Provinzhauptstadt Täbris. Irans Kabinett kam unterdessen in der Nacht zu einer Notsitzung zusammen. Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, leitete die Sitzung am späten Abend. Er wäre gemäß Protokoll im Todesfall Raisis der Regierungschef. Raisi hatte vor dem Unfall gemeinsam mit Aserbaidschans Staatschef Ilhan Alijew ein Staudammprojekt eingeweiht. Auf dem Rückflug ereignete sich das Unglück. Der Hubschrauber war Teil eines Konvois von insgesamt drei Maschinen. Zwei der Helikopter landeten sicher in Täbris im Nordwesten, nicht aber der Hubschrauber mit Raisi an Bord. Im Laufe des Abends boten verschiedene Länder und Institutionen dem Iran bei der Suche ihre Hilfe an: Der für die EU-Krisenhilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic schrieb auf der Plattform X, auf das iranische Hilfeersuchen hin werde der Kartenservice des Copernicus Notfalldiensts der Europäischen Kommission aktiviert. Der Dienst liefert eigenen Angaben zufolge auf Abruf detaillierte Informationen für Notfallsituationen, indem er auf Satellitenbasis Geodaten und Bilder bereitstellt. Auch Staaten der Region wie der Irak, Kuwait, Katar, Saudi-Arabien und Syrien , aber auch Moskau zeigten sich besorgt. Die Türkei entsandte ein Team von Bergrettern und einen Hubschrauber mit Nachtsichtausrüstung für die Suche nach dem Präsidenten-Helikopter. Die Regierung in Washington erklärte, sie verfolge die Ereignisse. Aserbaidschans Präsident Alijew schrieb im Onlinedienst X, er sei "zutiefst beunruhigt über die Nachricht, dass ein Hubschrauber mit der hochrangigen Delegation an Bord im Iran eine Bruchlandung hatte". Er bete für Präsident Raisi und seine Begleiter. Landesweit versammelten sich Gläubige in Moscheen und auf Plätzen zum Gebet für Raisis Rettung. Innenminister Wahidi rief die Bevölkerung auf, sich "ausschließlich im Staatsfernsehen" über die weiteren Entwicklungen zu informieren und ausländischen Medien nicht zu trauen. Seit 2021 im Amt Das iranische Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei rief unterdessen die Bevölkerung auf, sich "keine Sorgen" zu machen. "Es wird keine Unterbrechung im Handeln des Landes geben", sagte Chamenei am Sonntag in einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede vor Familien von Revolutionsgardisten. Er hoffe, "dass Gott den Präsidenten und seine Begleiter in die Arme der Nation zurückbringt". Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran. Viele der Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der islamischen Revolution von 1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Immer wieder kommt es zu folgenschweren Unfällen und Abstürzen. Raisi wurde im August 2021 als neuer Präsident des Irans vereidigt. Der 63 Jahre alte, erzkonservative Kleriker wurde damit offiziell der Nachfolger von Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Mehr über seinen Werdegang lesen Sie hier . Laut Verfassung ist Raisi nur die Nummer zwei im Land, weil Chamenei das eigentliche Staatsoberhaupt ist und auch das letzte Wort in allen strategischen Belangen hat. Seit 2019 steht Raisi auf einer Sanktionsliste der USA. Ihm werden "schwere Menschenrechtsverbrechen" zur Last gelegt, was die Behörden in Teheran nachdrücklich zurückweisen.