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Май
2024

Bestattungspläne: Ellen Kessler: "Vereint in der Urne? In Italien geht das, da sieht man das lockerer"

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Stern 

Alice und Ellen Kessler, 87, die berühmten Zwillinge, wünschen sich eine Beisetzung in derselben Urne. Doch der Freistaat Bayern stellt sich quer. Im Gespräch mit dem stern macht Ellen Kessler, die lange in Rom lebte, ihrem Ärger Luft.

Auch an diesem Morgen trainiert Ellen Kessler in ihrem Hobbyraum im Keller, wie jeden zweiten Tag. Aerobic und Dehnungen stehen auf dem Programm der 87-Jährigen. Eiserne Disziplin: Daran hat sich der Show-Star schon ein Leben lang gehalten.

Doch ein Telefonat über ihren letzten Willen– soviel Zeit muss sein. "Mit Alice in derselben Urne beerdigt zu werden, erlauben die Bayern nicht", empört sie sich gleich zu Beginn des Gesprächs. Das Thema ihrer gemeinsamen Bestattung geht seit Tagen durch die Medien, es bewegt sie.

"Ich finde das unwürdig, wie mit Menschen umgegangen wird und deren Wünschen zum Lebensende", sagt Ellen Kessler nun. Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich an deutschen Friedhofsordnungen stört. "Die Urne unserer Mutter durften wir bei der Beerdigung nicht mal in die Hand nehmen. Sie wurde getragen von einem Herrn im schwarzen Anzug und wir mussten hinterher gehen", erinnert sich Kessler. Die Mutter starb 1977 mit 69 Jahren und liegt auf dem Friedhof ganz in der Nähe der nun von den Schwestern gemeinsam bewohnten Villa in München-Grünewald. 

Am liebsten in die Urne zu Mutter und Hund

Wenn es nach ihnen ginge, würden die Schwestern am liebsten mit der Mutter und ihrem Hund begraben werden – in ein und derselben Urne. Ihre Asche solle einfach in die Urne der Mutter gefüllt werden, in der auch schon die Asche von Yello ist. Yello, das ist der heißgeliebte Pudel der Mutter, der nach deren Tod zu Ellen und Alice kam. 

Wie kommt man auf so eine Idee – eine gemeinsame Urne? "Weil ich pragmatisch bin, das würde viel Platz sparen. Und das müssen wir doch jetzt überall auf der Welt sein. Warum nicht auch auf dem Friedhof?", sagt Ellen Kessler ziemlich nüchtern. Sie findet das deutsche Gesetz unflexibel: "In Italien würde man das lockerer und leichter sehen", ist sie sich sicher.

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Ellen Kessler hat ihre Wohnung im lebendigen Viertel Trastevere in Rom vor gut zehn Jahren aufgegeben und ist fest zu Alice nach München gezogen. In Italien sind die Kessler-Zwillinge noch immer berühmt. Als die damals 24-Jährigen 1961 nach Rom kamen, eroberten sie mit ihrer Natürlichkeit und Ungezwungenheit sofort das italienische Publikum. Legendär ihre Balletttänze und Sketche. Mit ihren Auftritten in sämtlichen erfolgreichen Fernsehshows der 60er und 70er Jahre wurden sie zu Ikonen des italienischen Varietés.

50 Jahre lang im Show-Business

Das Duo machte sich national und international einen Namen mit Musicals und Theaterrollen. Sie tourten durch die Welt und verkehrten mit den Größen ihrer Zeit von Frank Sinatra über Elvis Presley und Sean Connery bis hin zu John Wayne. Die in Sachsen geborenen und in Düsseldorf aufgewachsenen Zwillinge waren mehr als 50 Jahre lang im Showbusiness.

Erst in den vergangenen zehn Jahren wurde es ruhiger um sie. "Wir mögen nicht mehr so viel reisen", sagt Ellen Kessler heute. Immer gäbe es Verspätungen oder das Gepäck käme nicht an. Und so habe man Zeit über das Leben nachzudenken – und eben darüber, wie man aus dem Leben gehen wolle.

Deswegen haben Ellen und Alice Kessler auch ihr Testament nochmal geändert. Erben in der Familie haben sie keine. "Ursprünglich wollte wir unser Vermögen nur an 'Ärzte ohne Grenzen' und Unicef vererben", erzählt Kessler, "doch wir finden es gerechter, mehrere Organisationen zu bedenken." So sollen nun auch die Blindenmission CBM, das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk und die Deutsche Stiftung für Patientenschutz bedacht werden.

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Es sei ihr wichtig, "etwas Gutes zu tun, wenn man diese Erde verlässt", sagt Kessler. "Ich will gar nicht so alt werden. Die Energie lässt nach und ein wenig auch die Lust zu leben", sagt sie. Sie spiele noch Golf, fahre aber mit dem Kart über den Platz. "Da geht man immer noch weit genug bis zum Ball und zum Loch." 

Abends treffen sich die Zwillinge gern mit Freundinnen im Restaurant oder gehen ins Theater. Gibt es dort Wehmut nach der Bühne? "Nein, wir haben unsere Zeit gehabt", sagt Ellen Kessler, "ich kann gut loslassen."